Die Erste Group will bis zum Jahr 2030 schrittweise aus der Kohlefinanzierung aussteigen. Bis Ende 2023 haben bestehende Firmenkunden, die im Kohlesektor tätig sind, nun Zeit um einen Plan vorzulegen, wie sie aus Kohle aussteigen wollen. Unternehmen, die mehr als 25 Prozent ihres Umsatzes mit Kohle verdienen, sollen nicht mehr finanziert werden. Umweltorganisationen begrüßen das Bemühen der Bank um mehr Klimaschutz, die neuen Richtlinien sind ihnen aber immer noch zu wenig.
Um ihren Teil zum Kampf gegen den Klimawandel beizutragen, will die Erste Group in Zukunft keine neuen Direktfinanzierungen von Investitionen in Kohle oder von Cashflows, die mit dem Abbau oder der Verarbeitung von Kohle sowie mit kohlebasierter Energieerzeugung im Zusammenhang stehen, mehr zulassen. Das teilte die Bank am Mittwoch mit.
Auch eine Erweiterung, Modernisierung oder Wartung von Kohleanlagen soll künftig nicht mehr gefördert werden. Der Ausschluss betreffe auch Lieferketten, die sich direkt mit dem Bau von Anlagen im Kohlebergbau oder kohlebasierten Kraftwerken befassen. Ebenso werde der Handel mit dem Rohstoff Kohle sowie die Lagerung und Verarbeitung nicht mehr finanziert, so die Bank.
Darüber hinaus wird eine Finanzierungsschwelle von 25 Prozent eingeführt. Unternehmen, die mehr als 25 Prozent ihres Umsatzes im Kohlesektor erzielen oder ihre Kapazitäten in dem Bereich Kohlebergbau und -verstromung ausweiten, werden künftig nicht mehr von der Bank finanziert. Die neue „Responsible Financing Policy“ gelte ab sofort, sagte ein Sprecher der Bank zur APA. Die Banktöchter hätten grundsätzlich noch drei Monate Zeit um die Richtlinien zu implementieren, sollen sich im Grunde aber bereits ab jetzt an die neuen Regeln halten.
Bestehende Kunden, die noch mit Kohle Geld verdienen, bekommen bis Ende 2023 Zeit um einen Kohleausstiegsplan zu erarbeiten. Die Bank setzt hierbei stark auf die Unterstützung der Kunden im Transformationsprozess. „Wir werden die Kunden bei ihren Bemühungen unterstützen, innerhalb des Zeitrahmens bis 2030 aus der Kohleenergie auszusteigen“, sagte Erste-Group-CEO Bernd Spalt. Zu berücksichtigen sei auch, dass in einigen Ländern in Osteuropa Kohle nach wie vor ein relevanter Faktor für die Energiesicherheit sei und auf die Abhängigkeiten auch Rücksicht genommen werden müsse.
Das Engagement im Kohlesektor der Erste Group sei aber bereits jetzt gering, so die Bank. „Zählt man alle Engagements bei Produzenten mit einem Kohleanteil von mehr als 10 Prozent in ihrem Energiemix zusammen, liegt der Anteil mit einem Bezug zur kohlebefeuerten Stromerzeugung, bereits jetzt bei weniger als 0,3 Prozent vom gesamten Kreditportfolio der Erste Group“, schreibt die Bank in einer Aussendung. Zum Ende des Geschäftsjahres 2020 belief sich das Kundenkreditvolumen der Bank auf 166,1 Mrd. Euro.
Umweltschützern sind die neuen Richtlinien der Erste Group aber weiterhin zu wenig. Die Umweltbewegung Fridays for Future kritisierte unter anderem, dass die Frist für Unternehmen bis Ende 2023 zu lang sei. „Bis 2023 ändert sich nichts bei dieser Bank“, heißt es in einer Aussendung vom Mittwoch. Hier hätten andere Banken in Europa bereits gezeigt, dass es auch deutlich schneller ginge.
Die Aktivisten bemängeln zudem, das Glencore durch die 25-Prozent-Regel nicht ausgeschlossen und daher weiter finanziert werden kann. „Die Erste Group vergisst dabei, dass Glencore der weltweit größte Kohleexporteur ist, jährlich über 100 Mio. Tonnen thermische Kohle abbaut und den größten Steinkohletagebau in Kolumbien mitbetreibt,“ sagte Fridays For Future-Aktivist Adrian Hiss. Noch im Jahr 2018 habe die Bank laut Recherchen der Aktivisten Kredite in Höhe von 400 Mio. Dollar an Glencore vergeben.
Auch für Greenpeace Tschechien sind die neuen Maßnahmen nicht ausreichend, auch wenn das Bemühen der Bank um mehr Klimaschutz grundsätzlich willkommen geheißen wird. Greenpeace sieht die 25-Prozent-Schwelle für Finanzierungen ebenfalls kritisch. „Die größte tschechische Energiefirma CEZ betreibt zwar 10 Kohlekraftwerke, aber diese machen weniger als 25 Prozent ihres Umsatz aus,“ so die NGO in einem Statement an die APA. Der Zeitrahmen bis 2023 für Unternehmen, um einen Plan vorzulegen, sei zudem „zu lasch und nicht besonders klimafreundlich.“
APA