Slowenien hat Vorwürfe von österreichischen Atomgegnern bezüglich der Erdbebensicherheit des Atomkraftwerks Krsko zurückgewiesen. Auf Anfrage der APA betonten sowohl die slowenische Atomsicherheitsbehörde als auch der Kraftwerksbetreiber, dass Krsko den zu erwartenden Erdbeben standhalten könne. Sie verwiesen diesbezüglich auch auf die nach dem Unfall von Fukushima durchgeführten EU-Stresstests und die Verbesserungen.
Im Rahmen der Stresstests habe sich sogar gezeigt, „dass die tatsächliche Erdbebensicherheit wesentlich größer ist als ursprünglich vorgesehen“, hieß es vom AKW-Betreiber. Zu einem Austritt von Strahlung könne es bei einem Beben mit einer Spitzbodenbeschleunigung (PGA) von mehr als 0,8 kommen, was in Krsko aber nur alle 50.000 Jahre oder mehr zu erwarten sei.
Der Direktor der slowenischen Atomsicherheitsbehörde, Igor Sirc, meinte ebenfalls, dass „die Wahrscheinlichkeit von Erdbeben, die den Austritt von radioaktiven Stoffen aus dem Atomkraftwerk Krsko verursachen könnten, sehr gering ist“. Außerdem sei nach dem Unfall in Fukushima ein umfangreiches Programm zur Verbesserung der Sicherheit ausgearbeitet worden, das mittlerweile „fast gänzlich umgesetzt“ wurde. „Mit dem Ausbau wurde die Widerstandskraft von Krsko gegen schwere Unglücke zusätzlich verbessert, insbesondere im Bereich von seismischen Belastungen und des sicheren Herunterfahrens wegen starker Erdbeben.“
Sirc wies auch darauf hin, dass derzeit eine Sicherheitsüberprüfung des AKW im Gange sei. Diese habe im Dezember 2020 begonnen und dauere bis zum Jahr 2023. Man erwarte, dass dabei auch die Erdbebensicherheit angemessen geprüft werde. Zugleich betonte er, dass die Region um Krsko wegen der schon seit den 1990er-Jahren bestehenden großen öffentlichen Aufmerksamkeit „zu den in Slowenien am stärksten untersuchten Gebieten bezüglich seismischer Aktivitäten zählt“. Die entsprechenden Untersuchungen seien unter Beteiligung von Experten aus Nachbarländern wie Österreich oder Italien, aber auch von Experten aus Ländern mit fortgeschrittenen Atomprogrammen wie Frankreich oder den USA durchgeführt worden.
Angesichts der von Österreich bekämpften Laufzeitverlängerung bis 2043 hieß es von der Behörde, dass die Nachbarländer noch im März über die Beteiligung an der Umweltverträglichkeitsprüfung informiert werden. „Es ist nicht üblich, dass im Rahmen dieses Verfahrens auch Kontrollen des Kraftwerks durchgeführt werden“, hieß es mit Blick auf Kritik der Atomgegner, wonach die Prüfung nur „auf dem Papier“ stattfinden soll. Diesbezüglich betonte die Behörde, dass der Zustand und die Sicherheit des AKW laufend geprüft werde, etwa im Rahmen von Wartungsarbeiten, von Inspektionen oder der regelmäßigen Sicherheitsüberprüfung (PSR), die aktuell stattfinde.
Der Kraftwerksbetreiber wies darauf hin, dass die derzeitige dritte PSR die Voraussetzung dafür sei, dass das AKW weitere zehn Jahre (von 2024 bis 2033) in Betrieb bleiben könne. Das Ausmaß der Überprüfung werde vom slowenischen Gesetzgeber festgelegt und fuße auf dem PSR-Standard der Internationalen Atomenergieorganisation (IAEO / IAEA).
Das AKW Krsko bestätigte zudem, dass die Laufzeitverlängerung auch vom Miteigentümer Kroatien unterstützt werde. „Kroatien hat als Hälfte-Eigentümer bereits im Jahr 2014 seine Zustimmung zu allen erforderlichen Investitionen in einen längerfristigen Betrieb des Atomkraftwerks erteilt.“ Dazu zählen etwa Verbesserungen der Sicherheit aber auch ein Projekt für die Lagerung verbrauchter Brennstäbe.
Der Umweltausschuss des Nationalrates hat sich am Dienstag in einer einmütig angenommenen Entschließung gegen eine Laufzeitverlängerung von Krsko ausgesprochen. Tags darauf forderte die Kärntner Umweltlandesräterin Sara Schaar (SPÖ) in einer Online-Pressekonferenz eine „technische neue Überprüfung“ des Kraftwerks. Die Umweltorganisation Global 2000 wies darauf hin, dass Krsko von den europäischen Reaktoren am stärksten durch seismische Erschütterungen gefährdet sei. Zum automatischen Herunterfahren von Krsko nach dem Erdbeben der Stärke 6,4 Ende Dezember in Kroatien meinte Global-2000-Atomsprecher Reinhard Uhrig, das sei „nochmal gut gegangen“. Der Wiener Geologe Roman Lahodynsky, kritisierte, dass bei Krsko Fakten der Geophysik und Geologie „heruntergespielt“ worden seien.
APA