Der Bund stockt die „Sanierungsoffensive“ für den Heizkesseltausch und die thermische Sanierung auf. 100 Mio. Euro Unterstützung gezielt für den Ausstieg aus Öl- und Gasheizungen in den einkommensschwächsten Haushalte des Landes kommen neu dazu, kündigte Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne) am Donnerstag an. Das Geld ist für die Jahre 2021 und 2022 vorgesehen.
Die Sanierungsoffensive der Bundesregierung sieht heuer und kommendes Jahr zusammen 650 Mio. Euro an Förderungen vor. Dabei werden mit dem „Raus aus Öl und Gas“-Bonus der Heizkesseltausch mit bis zu 5.000 Euro und mit dem „Sanierungsscheck“ thermische Gebäudesanierungen mit bis zu 6.000 Euro unterstützt. In Österreich heizen noch etwa 600.000 Haushalte mit Erdöl und etwa 1 Million Haushalte mit Erdgas. Diese Heizsysteme sollen in den kommenden Jahren auf klimafreundliche Alternativen umgestellt werden.
Diese 650 Mio. Euro werden nun auf 750 Mio. Euro aufgestockt, wobei das zusätzliche Geld für die einkommensschwächsten 20 Prozent der Haushalte reserviert sind. Darunter fallen etwa Einpersonenhaushalte mit maximal 1.450 Euro netto monatlichem Einkommen. Vorhandenes Vermögen wird nicht berücksichtigt. Rund 300.000 Haushalte in diesem „unteren Einkommensquintil“ heizen noch mit fossilen Energieträgern. Sie sollen für den Umstieg auf erneuerbare Energiequellen bis zu 100 Prozent ihrer Investitionskosten erstattet bekommen.
„Klimaschutz und soziale Gerechtigkeit gehören zusammen“, so Gewessler in der gemeinsamen Pressekonferenz mit Caritas-Präsident Landau. Sie wolle sicherstellen, dass auch Menschen mit niedrigem Einkommen klimafreundlich und kostengünstiger heizen können. Es sei „ein absolutes Novum“, dass das Klimaschutzministerium im Energiebereich „eine ganz starke soziale Komponente in der Förderlandschaft auch mitdenkt“.
Nach anderthalb Jahren Coronapandemie sei die Klimakrise „ein Stück weit in den Hintergrund geraten“, ergänzte Landau. Sie bleibe aber Realität und müsse gemeistern werden, ohne die ärmsten Menschen zurückzulassen. Die 100 Mio. Euro für den Kesseltausch sei ein Schritt in die richtige Richtung und „ein substanzieller Beitrag“ für die ärmeren Menschen im Land. „Ich bin dafür der Ministerin und der Bundesregierung sehr dankbar“, denn Energieeffizienz könne auch Energiearmut wirksam verringern. „Es ist sozial und ökologisch sinnvoll.“ Wichtig sei ein „gedanklicher Wechsel, dass so wesentlich der ökologische Wechsel sein wird, die soziale Frage mitgedacht werden muss“.
Gesichert und mit dem Koalitionspartner vereinbart sind nicht nur die zusätzlichen 100 Mio. Euro in den Jahren 2021/22 sondern auch weitere 100 Mio. Euro im Finanzrahmen für 2023/24, für den Heizkesseltausch bei finanzschwachen Haushalten, sagte Gewessler.
Wobei die soziale Förderung des Bundes zusätzlich zu den bestehenden Förderungen in den Bundesländern erfolgt. Die Bundesländer organisieren die Förderabwicklung und entscheiden über die Detailausgestaltung des Fördermodells. Gewessler unterstrich die enge Zusammenarbeit mit den Bundesländern, die in diesem Bereich die Expertise hätten und auch Beratung für alle vom Umstieg Betroffenen anbieten.
APA