Europas Ölriesen lassen Coronablues hinter sich

29. April 2021, London/Wien

Die vom Wirtschaftsabschwung zu Beginn der Coronapandemie hart getroffene Öl- und Gasbranche hat das Ruder zum Jahresauftakt herumgerissen. Beflügelt von einer deutlichen Erholung der Öl- und Gaspreise konnten die Branchenriesen Shell, Total und BP ihre Gewinne kräftig steigern und damit großteils an die Zeiten von vor der Pandemie anknüpfen. Darüber hinaus macht sich der eingeschlagene Strategiewechsel in Richtung erneuerbare Energien immer mehr bezahlt.

Allerdings warnte Shell vor zu hohen Erwartungen – die Aussichten blieben aufgrund der Coronapandemie ungewiss. Anleger legten sich nach dem starken Jahresauftakt die Aktien der großen Ölkonzerne ins Depot. Der europäische Energieindex lag ein Prozent im Plus. Der Brent-Ölpreis erholte sich auf etwa 67 Dollar (55,5 Euro) je Barrel nach seinem Tief von 16 Dollar im April 2020.

Der britisch-niederländischen Ölkonzern Shell konnte dank des gestiegenen Ölpreises das bereinigte Ergebnis um 13 Prozent auf 3,2 Mrd. Dollar steigern. Die Erwartungen der Analysten, die im Schnitt mit 3,1 Mrd. Euro gerechnet hatten, wurden damit übertroffen. Allerdings lag Shell damit klar unter dem Niveau von 2019, als ein Gewinn von 5,3 Mrd. Euro erzielt wurde. Neben der Erholung der Rohstoffpreise sei das Plus auf den Verkauf von Vermögenswerten zurückzuführen, hieß es. Der Verkauf von Öl- und Gasanlagen in Nigeria, Kanada und Ägypten habe 1,4 Mrd. US-Dollar zum Gewinn des ersten Quartals beigetragen. „Das Quartal beweist ohne Zweifel, dass die Ertragskraft von Shell intakt ist“, sagte ein Bernstein-Analyst.

Der Treibstoffumsatz fiel hingegen um 13 Prozent, was vor allem an den Beschränkungen wegen der Coronapandemie und dem Wintersturm in Texas lag. Der Sturm löste einen massiven Stromausfall aus und führte dazu, dass Millionen von Menschen ohne Licht, Wärme und Wasser waren. Die Dividende erhöht Shell wie plant um vier Prozent. Das ist die zweite Erhöhung seit der Kürzung der Auszahlung zu Beginn des Vorjahres. Der Nachfragekollaps aufgrund der Coronapandemie im vergangenen Jahr hatte BP, Shell und die norwegische Equinor gezwungen, ihre Dividenden zu senken und zu sparen.

Die französische Total steigerte den Gewinn um 69 Prozent auf 3,0 Mrd. Euro. Der Konzern, der sich in TotalEnergies umbenennen wird, gab zudem bekannt, dass er heuer 12 bis 13 Mrd. Euro investieren will. Damit solle der Vorstoß in erneuerbare Energien fortgesetzt werden.

Der britische Ölkonzern BP hatte bereits am Dienstag Zahlen vorgelegt. Auch dank höherer Einnahmen aus dem Erdgashandel kletterte der Nettogewinn auf 2,6 Mrd. Euro, nach 790 Mio. Euro. Um attraktiver für Investoren zu werden will BP die Aktienrückkäufe im dritten Quartal fortzusetzen.

Equinor verbuchte einen Gewinnanstieg auf 5,5 Mrd. Dollar. Der norwegische Konzern übertraf damit sogar seinen Gewinn von vor der Pandemie von 4,2 Mrd. Dollar. Die Dividende wurde auf 15 Cent je Aktie erhöht.

Auch der kleinere österreichische Öl- und Gaskonzern OMV profitierte vom höheren Ölpreis und konnte kräftig zulegen.

APA/ag

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