Wasserstoff-Einsatz unabdingbar für Senkung der Emissionen

29. April 2021, Wien
Energiebranche will Förderungen und Steuerfreiheit für Wasserstoff
 - Prenzlau, APA (dpa)

Ohne den Einsatz von Wasserstoff im Energiebereich wird sich die für die Klimaneutralität erforderliche Senkung des Kohlendioxidausstoßes nicht schaffen lassen. Das war der Tenor einer Wasserstoff-Fachtagung der E-Control am Donnerstag. „Wenn wir nicht auf Wasserstoff setzen, wird das nichts mit der Dekarbonisierung“, meinte Gudrun Senk, Chefin einer Wasserstoff-Tochter von Wien Energie und Wiener Netzen.

Unterstützt werden müsse das jedoch von der öffentlichen Hand und dem Regulator. „Die Wasserstoff-Strategie sollte endlich einmal aus der Schublade geholt werden – oder wo immer sie liegt.“ Senk verlangte, die H2-Erzeugung steuer- und abgabenfrei zu stellen und die Infrastruktur für Erzeugung und Speicher sowie Tankstellen und Fahrzeuge zu fördern.

Die Wiener Wasserstoff GmbH wolle sich als „der“ Partner für Wasserstoff in der Ostregion etablieren und in den nächsten fünf Jahren 25 Mio. Euro in zwei Wasserstoff-Tankstellen und eine H2-Elektrolyse investieren. Vor allem im Schwerverkehr und bei Bussen lasse sich H2 einsetzen, auch in Kraftwerken, wohl weniger im Individualverkehr.

Seitens der kommunalen Versorger, die nahe an den Endkunden sind, fordert man für die privaten Haushalte „Hydrogen Ready“-Geräte, die nicht nur mit Erdgas heizen können, sondern etwa auch mit vornehmlich grünem Wasserstoff (H2). Derzeit würden viele der Geräte tatsächlich nur zwei Prozent H2-Anteil vertragen, sagte Eva Hennig von der deutschen ThüGa, einem Verband von rund hundert kommunalen Gasversorgern. An eine völlige Umstellung auf H2 denke man noch nicht, aber 20 bis 30 Prozent Beimischung seien leicht möglich.

Dass Wasserstoff immer zu teuer sein werde, gehöre zu den Mythen. Eine Studie für Eurogas habe gezeigt, dass ein Energiemix mit H2 und Biomethan in allen Sektoren unter Nutzung der Gasnetze 130 Mrd. Euro im Jahr günstiger sei als eine reine Stromstrategie. Die H2-Preise würden „wöchentlich“ mit jeder neuen Erzeugungsanlage sinken, so Hennig.

Bei den Kosten müsse auch der Transport mitbedacht werden, nicht nur die Produktion von Wasserstoff, betonte der deutsche Experte Felix Matthes vom Öko-Institut Berlin. Ende des Jahrzehnts müsse man von Gesamtkosten ausgehen, die das Vierfache von Gas ausmachen – also 80 Euro pro Megawattstunde (MWh) gegenüber 20 Euro. Maximal lasse sich das bis 2030 auf das Dreifache begrenzen, also 60 Euro je MWh. Vor allem für die Stahlindustrie sei eine Preissenkung unter Berücksichtigung der CO2-Kosten wesentlich, sagte Matthes, der dem deutschen Wasserstoffrat angehört.

Zur Herkunft des Wasserstoffs gab Matthes zu bedenken, dass Europa auf längere Sicht nur einen Teil des Bedarfs selbst erzeugen können wird – selbst wenn man die Möglichkeiten an der Nordsee (Offshore-Windkraft) oder auf der Iberischen Halbinsel oder im übrigen Mittelmeerraum ausschöpfe. Weitere Mengen werde man wohl aus „Low-government“-Ländern beziehen müssen, als Beispiele nannte er die Ukraine und Russland. Dann gehe es plötzlich um ein politisches und geopolitisches Umfeld, mit dem man umgehen müsse.

E-Control-Vorstandsdirektor Wolfgang Urbantschitsch bekannte sich dazu, dass es für Wasserstoff vergleichbare Wettbewerbsbedingungen wie für Strom und Gas geben müsse: „Aus den Netzentgelten sollte nicht die eine oder andere Technologie bevorzugt werden.“ Niedrigere Entgelte sollte es bei einem netzdienlichen Verhalten geben. Man müsse Wasserstoff nicht von Anfang an regulieren, außer es ließen sich bestimmte Ziele nicht anders erreichen.

Als mögliche Einsatzbereiche für H2 bzw. aktuelle Aktivitäten in diese Richtung verwies E-Control-Vorstand Alfons Haber neben der Stahlindustrie auf den Raffineriebereich, die Mobilität sowie auf andere Industriesektoren. Der gesamte H2-Verbrauch in der EU lag zuletzt bei rund 340 Terawattstunden (TWh), konzentriert auf Deutschland, die Niederlande, Polen und Frankreich. Größte Verbrauchssektoren seien dabei Raffinerien und die Chemische Industrie. In Österreich habe der Bedarf zuletzt etwa 5 TWh betragen, rund 1,5 Prozent der EU-Menge.

APA

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