Mit Solarstromanlagen auf allen größeren Gebäuden wie Supermärkten und Lagerhallen könnte Österreich das Klimaziel erreichen, ab 2030 sämtlichen Strom aus erneuerbarer Energie zu beziehen, erklärte Christian Mikovits von der Universität für Bodenkultur (Boku) Wien der APA. Ebenso würde es reichen, auf 0,7 Prozent der verfügbaren Freiflächen Photovoltaik-Anlagen zu installieren, sagte er anlässlich der heute zu Ende gehenden Konferenz der European Geosciences Union (EGU).
Mikovits, der am Institut für Nachhaltige Wirtschaftsentwicklung der Boku forscht, untersuchte mit Kollegen anhand der geografischen Raster im „Geographischen Informationssystem (GIS)“ der Bundesländer, wie viele Dachflächen in Österreich für Photovoltaikanlagen zur Verfügung stünden. „Insgesamt gibt es in Österreich cirka 2,5 Millionen Gebäude mit einer Grundfläche von 730 Quadratkilometern“, berichtet er. Dazu kommen 50 Quadratkilometer Fläche von (nicht als Gebäude klassifizierten) Gartenhütten. Nutzbar davon wären gut 15 Prozent, das sind ungefähr 120 Quadratkilometer. Der Rest fällt wegen der ungünstigen Ausrichtung, Aufbauten, Dachfenstern, einem schlechten Zustand oder Denkmalschutz aus
Ein österreichisches Klimaziel für 2030 ist, 30 Terawattstunden Strom pro Jahr aus erneuerbaren Quellen zu beziehen, elf davon sollen von Solarstrom kommen. „Sortiert man die geeigneten Gebäude von groß nach klein und baut in dieser Reihenfolge Photovoltaik-Anlagen auf die Dächer, wäre dieses Ziel nach 30 Prozent der Gebäude erreicht“, so der Forscher. Dann wären alle Gebäude mit über 220 Quadratmeter Grundfläche mit Solaranlagen versehen. Die Krux ist aber, dass man in den nächsten knapp zehn Jahren dazu pro Tag 400 Anlagen installieren müsste, was absolut unrealistisch ist. „Deshalb wird man zumindest temporär auch freie Flächen am Boden nutzen müssen“, meint er.
Deshalb untersuchten die Forscher im Zehn-Quadratmeter-Raster, welche anderen Flächen man ebenfalls für Solaranlagen nutzen könnte. Waldflächen und alpine Gebiete fallen hier prinzipiell aus, die anderen Flächen in der Landschaft wie etwa Beton-, Wiesen-, Verkehrs- und landwirtschaftliche Flächen sahen sie sich auf ihr Potenzial für Photovoltaik-Nutzung genauer an. Hier wäre zum Beispiel oft ein Doppelnutzen mit Solaranlagen und Landwirtschaft möglich, man nennt dies „Agri-Photovoltaik“.
Das funktioniert am ehesten beim Gemüseanbau, denn dabei kommt man meist mit kleinen landwirtschaftlichen Fahrzeugen aus, die zwischen den Photovoltaik-Paneelen durchfahren könnten, so Mikovits. Für effizienten Getreideanbau werden oft große Traktoren und Mähdrescher benötigt, was einen Doppelnutzen der Flächen mit Solaranlagen ausschließt. Zusätzlich gibt es österreichweit viele „Verkehrsrandzonen“ etwa entlang von Autobahnen, innerhalb der Autobahnknoten und bei Auffahrten sowie Deponieflächen, die sich für eine Photovoltaiknutzung sehr gut eignen.
Über ganz Österreich haben die Forscher beinahe 32.000 Quadratkilometer Freifläche identifiziert. „Davon müssten nur ungefähr 0,7 Prozent für Photovoltaik-Installationen verwendet werden, um auf die elf Terawattstunden Strom pro Jahr zu kommen“, berichtet Mikovits.
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APA