Umweltministerin mahnt OMV zu mehr Klimaschutz

2. Juni 2021, Wien

Nach dem gestern Abend angekündigten Chefwechsel bei dem heimischen Öl- und Gaskonzern OMV hat Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne) das Unternehmen zu mehr Bewusstsein für Klimaschutz gemahnt. „In Zukunft wird sich kein Geld mehr mit den fossilen Energieträgern verdienen lassen. Die OMV darf sich hier nicht von altem Denken bremsen lassen und muss mutig neue Weichen in Richtung mehr Klimaschutz stellen.“, so die Ministerin am Mittwoch in einem Statement.

Am Dienstagabend hat die OMV angekündigt, dass der ehemalige Borealis-Chef Alfred Stern ab September die Führung bei der OMV von Rainer Seele übernehmen werde. Die OMV hat damit auch eine Richtungsentscheidung weg von der Ölindustrie hin zur Chemie gefällt.

OMV-Aufsichtsratschef Mark Garrett, der wie Alfred Stern früher die jetzige OMV-Tochter Borealis geleitet hat, sieht die Integration des im Vorjahr übernommenen Kunststoffherstellers auf einem guten Weg. Die Synergieeffekte bis 2025 lägen höher als bisher gedacht, sagte Garrett am Mittwoch zur Nachrichtenagentur Reuters. „Wir schätzen, dass wir 800 Millionen Euro an Synergien erreichen, ursprünglich waren es 700 Millionen Euro.“ Den Vorwurf, dass die OMV für Borealis zu viel bezahlt habe, wies Garrett zurück: „Die Borealis-Leute haben hervorragende Arbeit geleistet, das sieht man auch im Ergebnis zum ersten Quartal. Bei solchen Ergebnissen muss man sagen, die OMV hat Borealis sogar sehr günstig bekommen“.

Konzernbetriebsrat Alfred Redlich betonte im ORF-„Mittagsjournal“, wichtig sei, dass über Seeles Nachfolge nun eine Entscheidung gefallen sei. „Es waren in der letzten Zeit sehr polarisierende Informationen in den Medien, die der OMV sicherlich geschadet haben. Daher war es wichtig, dass eine Entscheidung getroffen wurde.“ Redlich selbst kennt Stern zwar kaum, hält ihn aber für einen „besonnenen“ Menschen, „der seine Entscheidungen wohlüberlegt trifft“. Als Borealis-Chef sei Stern für seinen kooperativen Führungsstil geschätzt worden. „Wichtig für uns als Konzernbetriebsrat war eine interne Lösung, das heißt, dass der neue Generaldirektor natürlich aus dem Unternehmen kommt. Und das ist mit Alfred Stern auch der Fall.“

Der für den Raffineriebereich zuständige Betriebsrat Herbert Lindner hofft, dass nun bei der OMV wieder Ruhe einkehrt. „Das würde der Firma sehr gut tun und man würde sich wieder auf das Geschäft konzentrieren.“

Die Umweltorganisationen Greenpeace und Global 2000 nahmen den kommenden Chefwechsel zum Anlass, um ihre bereits bekannten Forderungen nun an den designierten OMV-Chef Stern zu richten. So fordert Greenpeace „einen klaren Kurswechsel in Richtung Klimaschutz“ und die vollständige Loslösung vom Ölgeschäft. „Die OMV muss unter neuer Führung der Öl- und Gasproduktion den Rücken kehren und auf erneuerbare Energien umsteigen“, so die Organisation.

„Ernsthafte Änderungen erfordern ein sofortiges Ende der Neuerschließung von Öl- und Gasfeldern sowie ein Umlenken dieser Investitionen in klimafreundliche Energietechnologien,“ sagte Global 2000. Was bisher als „neue OMV“ verkauft worden sei, sei in Wahrheit „Greenwashing“ gewesen.

APA

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