E-Control sorgt sich um Transparenz bei neuen Produkten

15. Juni 2021, Wien
"Wettbewerb muss bei den Endkunden ankommen"
 - Berlin, APA/dpa

Auch bei neuen Energieprodukten über die reine Kilowattstunde hinaus muss die Transparenz erhalten bleiben, wünscht sich Vorstandsdirektor Walter Urbantschitsch von der Regulierungsbehörde E-Control. Dazu verwies er bei einer Tagung auf die Komplexität im Telekom-Sektor, in dem es durch die Digitalisierung schon sehr früh nicht mehr nur um die Sprachminute gegangen sei. „Der Wettbewerb muss bei den Endkunden ankommen“, so Urbantschitsch.

Wettbewerb sei kein Selbstzweck, sondern ein Mittel zur Erreichung von kostengünstiger Energie für Verbraucher, betonte Urbantschitsch. Der nationale Markt für Endkunden habe sich zusehends entwickelt: In den vergangenen fünf Jahren seien 18 Stromlieferanten und 17 Gasanbieter neu in den Markt eingetreten – aus dem Ausland vor allem deutsche Unternehmen (neun bei Strom, acht bei Gas). Das Produktangebot steige, getrieben durch Floatpreis-Produkte und eine Produktdifferenzierung. Auffallend sei aber, dass – vor allem bei Strom – die meisten Anbieter nur regional und nicht bundesweit auftreten. Der Fokus aufs eigene Netzgebiet zeige sich auch in angrenzenden Märkten, etwa der E-Mobilität, verwies Urbantschitsch etwa auf eine regionale Präsenz von Ladestellen im Verteilnetzgebiet, die der Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) aufgefallen ist. Die Marktmacht einiger Unternehmen berge die Gefahr, dass sie auch auf andere Märkte ausgedehnt wird.

In den Endkundenmärkten sei in den vergangen Jahren ein Abflachen der Wettbewerbs-Dynamik erkennbar, sagte E-Control-Vorstandsdirektor Alfons Haber. Die Endkundenmärkte seien in Österreich größtenteils regional konzentriert – und so könnten lokale Lieferanten als „marktbeherrschend“ betrachtet werden.

Die Marktkonzentration sei zwar insgesamt gesunken, bleibe jedoch weiterhin auf hohem Niveau konstant, stellte Urbantschitsch fest. Das liege sicher auch an den Beteiligungsverhältnisses in der heimischen E-Wirtschaft, also der Verflechtung – „das behindert die Entwicklung des Wettbewerbs“. Für die Kunden sei das Einsparpotenzial durchaus hoch, größer bei Gas. Bei Gas könne sich ein durchschnittlicher Haushalt mit 15.000 kWh Verbrauch im Jahr bis zu 650 oder knapp 700 Euro im Jahr ersparen, bei Strom bei 3.500 kWh jährlich 200 bis 250 Euro. „Das sollte die Kunden anreizen, einmal im Jahr auf ihre Strom- oder Gasrechnung zu schauen.“

Eine immer größere Rolle für den Wettbewerb im Endkundenmarkt spielen laut Urbantschitsch digitale Plattformen – wie der Tarifkalkulator der E-Control zum Preisvergleich – oder Online-Aktionen wie jene vom Verein für Konsumenteninformation (VKI) und letztlich auch die Smart-Meter, die „intelligenten Stromzähler“.

Der Tarifkalkulator erhielt bei der Tagung Lob vom Mitautor einer umfassenden Wettbewerbsstudie für die EU-Kommission zu Marktbarrieren am europäischen Strom- und Gasmarkt, Florian Hirschbichler von The Advisory House. Er berichtete freilich von Versuchen, den Wettbewerb auch trotz eines Ownership Unbundling auszuhebeln, etwa wenn sich ein Energiehändler von einem Netzbetreiber „wünscht“, dass dieser bestimmte Daten erst möglichst spät publiziert, also das rechtliche Zeitfenster maximal ausschöpft. Wenn er selbst soweit sei, um mit dem Mitbewerb mitzuhalten, könne das Intervall verkürzt werden, so das Argument des Retailers.

Kritik am schleppenden Smart-Meter-Rollout in Österreich kam von aWATTar, einem seit 2015 hier tätigen Anbieter. Als 2014 gegründete Kleinfirma habe man das Geschäftsmodell am Zeitplan für das Ausrollen der neuen Stromzähler orientiert, die Vorgaben würden aber bis heute verfehlt, so der Gründer und CEO Simon Schmitz. Trotz einer 70-Prozent-Vorgabe für 2017 seien es 2020 erst 30 Prozent gewesen, obwohl es dann schon ein 80-Prozent-Ziel gegeben habe. „Das war die größte Barriere, obwohl die Smart Meter für neue Anbieter ein Incentive sein sollten. Wir hätten uns da schon eine klarere Umsetzung der vorgegebenen Ziele gewünscht. Wir sehen da schon eine gewisse Rolle des Regulators, hier etwas Druck auszuüben.“ Bei manchen Netzbetreibern warte man in Einzelfällen „monatelang auf bestimmte Kunden-Daten“, so der Vorwurf. An sich sollte der Folgetag der Standard für Daten sein, den man jetzt auch einzufordern beginnen werde. Am besten klappe die Zusammenarbeit in Oberösterreich, wo mit dem Rollout der Smart Meter am frühesten begonnen worden ist.

APA