China eröffnet zweitgrößtes Wasserkraftwerk der Welt

29. Juni 2021, Peking
Baihetan gilt als Meilenstein
 - Zhaotong, APA/CNS

Mehr saubere Energie und Diskussionen um mögliche Umweltschäden: In China ist am Montag das weltweit zweitgrößte Wasserkraftwerk in Betrieb genommen worden. Chinesische Regierungsvertreter bezeichneten die Inbetriebnahme des Baihetan Wasserkraftwerks als einen Meilenstein bei der Umsetzung der Klimaneutralitätsziele der Regierung in Peking. Umweltverbände und Wissenschafter warnten hingegen vor möglichen Umweltschäden.

Das Kraftwerk mit seinem 289 Meter hohen Staudamm im Südwesten Chinas wird in seiner Kapazität zur Stromproduktion nur von der ebenfalls in China gelegenen Drei-Schluchten-Talsperre übertroffen. Insgesamt soll Baihetan 16.000 Megawatt liefern können und somit bei vollem Betrieb täglich genug Strom produzieren, um den Energiebedarf von 500.000 Menschen für ein ganzes Jahr decken zu können, wie der staatliche Nachrichtensender CCTV berichtete.

China hat in den vergangenen Jahren verstärkt Wasserkraftwerke gebaut, um den immer weiter wachsenden Energiebedarf der weltgrößten Bevölkerung decken zu können. Der Damm des Baihetan-Kraftwerks erstreckt sich durch ein tiefes und enges Tal im oberen Teil des Yangtse-Flusses, dem längsten Fluss Chinas. Das Kraftwerk wurde unweit der Grenze zwischen den Provinzen Yunnan und Sichuan erbaut, an der es immer wieder zu Erdbeben kommt.

Der chinesische Präsident Xi Jinping äußerte sich in einer von der Regierung veröffentlichten Gratulationsbotschaft hoffnungsvoll, dass das Kraftwerk „größere Beiträge“ zur Verwirklichung der Klimaschutzziele leisten werde. Der Beginn der Testphase des Baihetan-Staudamms am Montag fiel mit Feierlichkeiten zum hundertjährigen Bestehen der Kommunistischen Partei Chinas zusammen.

Die Zusage von Präsident Xi, China bis 2060 klimaneutral zu machen, hatte zuletzt für zusätzliche Dringlichkeit bei der Umsetzung des Bauvorhabens gesorgt. Doch Umweltgruppen hatten über Jahre hinweg immer wieder vor Umweltschäden durch das Projekt und ähnliche Bauvorhaben gewarnt.

Demnach zerstört der Bau von Staudämmen die Lebensräume seltener Tiere und Pflanzen, wie beispielsweise die des vom Aussterben bedrohten Glattschweinswals. Die Bauarbeiten im Yangtse-Fluss hätten außerdem die Sedimentzusammensetzung des Gewässers verändert und so zu „großen hydrophysikalischen und gesundheitlichen Risiken für Menschen am Yangtse stromabwärts“ geführt, wie Wissenschaftler in einem Artikel im Fachjournal „Science of the Total Environment“ im Juni schrieben. Die Großbauprojekte führten außerdem zur Verdrängung Hunderttausender Menschen aus der lokalen Bevölkerung, was auch Bedenken in Chinas Nachbarländern auslöste.

So wurde ein geplanter Staudamm in der Medog-Region in Tibet, der auch den bisher weltgrößten Drei-Schluchten-Staudamm in den Schatten stellen soll, von Experten als Bedrohung für das kulturelle Erbe Tibets beschrieben. Mit dem geplanten Staudamm könnte Peking außerdem einen substanziellen Anteil der indischen Wasserversorgung unter seine Kontrolle bringen.

Auch die Auswirkungen von Dammbauprojekten auf den chinesischen Teil des Mekong-Flusses werden von Experten mit Sorge gesehen. In dem Gewässer, das stromabwärts im Mekongdelta rund 60 Millionen Menschen mit Wasser versorgt, könnten demnach irreversible Schäden entstehen.

APA/ag