Die vielen Hürden am Weg zur Wende

23. Juli 2021

Quelle: Kleine Zeitung, 17.07.2021 (S. 30-31)

Schlagwort grüne Energiewende: Leonore Gewessler stellt sich kritischen Wirtschaftsfragen.
Ist der Klimaschutz Freund oder Feind der Wirtschaft? Über diese bewusst provokant gehaltene Frage diskutierten Bundesministerin Leonore Gewessler (Klimaschutz, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie), Stefan Stolitzka (Präsident Industriellenvereinigung Steiermark), Martin Graf (Vorstandsdirektor Energie Steiermark) und Siegfried Wolf (Unternehmer, Manager) beim Confida-Talk in der Orangerie in Graz.

In einer durchaus kontroversiellen Auseinandersetzung, moderiert von ZiB-2-Anchorman Armin Wolf, wurden die Fragezeichen hinter der grünen Energiewende thematisiert. Ministerin Gewessler blieb in der Sache hart („Es gibt kein entweder/oder, es gibt nur einen Weg“), aber im Ton verbindlich, ohne freilich Lösungen oder Details zu nennen. „Der Kampf gegen die Klimakrise ist unser historischer Auftrag. Wir müssen jetzt die richtigen Weichen stellen, damit wir auch in Zukunft noch gut wirtschaften können und einen lebenswerten Planeten erhalten. Das bedeutet einen Umbau zu mehr Klimaschutz in allen Bereichen, damit wir auch die wirtschaftlichen Chancen dieses Umbaus zur Klimaneutralität nutzen.“

Das ist leichter gesagt als getan. Wie verfahren die Situation um die Umstellung auf erneuerbare Energien ist, erklärte Energie-Steiermark-Vorstand Martin Graf an einem Beispiel: 100.000 Windräder in einem kurzen Zeitraum zu bauen, sei schlicht und ergreifend nicht möglich. Nicht, weil man nicht wolle, sondern weil die Genehmigungsverfahren so lange dauern. Egal, ob es sich um Windkraft handelt oder um den jahrelangen Genehmigungsmarathon für das Grazer Murkraftwerk.

SiegfriedWolf betonte, dass die ausschließliche Konzentration auf batteriebetriebene Personenkraftwagen „der verkehrte Weg“ sei. „Wir alle wollen eine klimaverträgliche Umwelt, die Infrastruktur in Österreich ist aber noch nicht ausgebaut für E-Mobilität.“ Wolf plädiert für Technologieoffenheit, vom synthetischen Kraftstoff bis zum Wasserstoffauto. IV-Präsident Stolitzka wiederum versuchte von Gewessler Details zu den Evaluierungskriterien für Verkehrsprojekte zu erfahren – sie ließ sich aber nicht aus der Reserve locken.

Fakten brachte wieder Graf ins Spiel: Etwa, dass man Hunderte Millionen Euro ins Energienetz investieren müsse, weil man hohe Energiemengen, etwa von Photovoltaikanlagen aus der Oststeiermark, gar nicht einspeisen könne. Und überhaupt, die Energiewende in der Industrie: Voest & Co würden für die grüne Umstellung alleine 30 Terawatt an Energie benötigen – Österreichs Wasserkraft schafft alleine nicht mehr als 22 Terawatt. Da ist von E-Mobilität noch keine Rede.

Kleine Zeitung