Klimaschützerin Rogenhofer plädiert für „Green New Deal“

30. Juli 2021, Wien
Katharina Rogenhofer nun auch Buchautorin
 - Wien, APA/GEORG HOCHMUTH

Katharina Rogenhofer hat gemeinsam mit den Aktivisten von Fridays For Future die österreichische Klimapolitik gehörig ins Schwitzen gebracht: Sie holte die Klima-Schulstreiks nach Wien, organisierte federführend riesige Demonstrationen und erweckte das brachliegende Klimavolksbegehren wieder zum Leben. Nun hat die studierte Biologin mit „Ändert sich nichts, ändert sich alles“ (Zsolnay Verlag) ein Buch geschrieben, indem sie einen umfassenden „Green New Deal“ fordert.

Wie sehr die Klimakrise inzwischen fortgeschritten ist, zeigte sich erst vor wenigen Tagen, als mehr als 13.500 Wissenschafter erneut einen „Klima-Notfall“ erklärten. Im April 2021 sei die Kohlendioxid-Konzentration in der Erdatmosphäre so hoch gewesen wie noch nie seit Beginn von Messungen. Die zunehmenden Extremwetter-Situationen unterstrichen die Dringlichkeit, mit der die Klimakrise angegangen werden müsse. „Das Positive ist, dass wir – im Gegensatz etwa zur Coronapandemie – die Lösungen schon längst kennen, wir müssen sie nur endlich umsetzen“, sagte Rogenhofer im APA-Interview.

Allerdings müssen diese Lösung umfassend sein. „Wir werden die globale Krise nicht alleine dadurch lösen, umweltfreundlichere Produkte zu kaufen oder auf neue Technologien zu warten. Wir brauchen eine mutige Politik, die das bevorstehende beim Namen nennt, die Visionen hat und sich für die Umsetzung dann Mehrheiten sucht“, unterstrich Rogenhofer. Die Klimaschützerin plädiert dabei in Anlehnung an den amerikanischen „New Deal“ von Franklin D. Roosevelt in den 1930er-Jahren für einen „Green New Deal“, der zu einer klimafreundlichen Transformation der Gesellschaft führen soll. „Die Protagonisten der Klimabewegung werden oft als ‚Untergangspropheten‘ bezeichnet, aber das Gegenteil ist der Fall: Wir sind unserem Schicksal nicht ausgeliefert, wir zeigen auf, wie wir das Schlimmste verhindern können“, sagte die Biologin.

Eckpunkte dabei wären unter anderem eine Mobilitätswende mit einer Stadt- und Raumplanung, die Ökosysteme erneuert „und nicht weiter zubetoniert“, eine dezentrale Versorgung mit erneuerbaren Energien und eine resistente Kreislaufwirtschaft, die regionale Wertschöpfung und Arbeitsplätze schafft. Zudem benötige es einen nationalen Plan, wie Österreich bis 2040 klimaneutral werden kann samt juristischen Werkzeugen, um Verstöße auch ahnden zu können. Steuern und Förderungen sollten als Lenkungswerkzeuge genutzt werden. „Das Ziel ist aber definitiv nicht, möglichst viel zu verbieten, sondern ein gutes Leben für alle zu schaffen“, sagte Rogenhofer.

Die Klimaschützerin ist überzeugt, dass breite Teile der Bevölkerung die Maßnahmen für den Klimaschutz mittragen würden – besonders da die Auswirkungen des Klimawandels mit Extrem-Wetterereignissen und Hitzewellen nun vermehrt spürbar werden. Vor allem bei der Jugend ist Klimaschutz tief verankert, was sich auch bei den Zehntausenden Teilnehmern bei den Fridays-For-Future-Demos gezeigt hat. „Wir waren da selbst überrascht, aber offenbar hat es da unter der Oberfläche gebrodelt“, so Rogenhofer. Die Politik ist dadurch letztlich zum Handeln gezwungen, denn selbst die ganz junge Generation ist in wenigen Jahren wahlberechtigt.

APA