Was Klimaneutralität bis 2040 für Unternehmen bedeutet

9. August 2021

Wirtschaftstreibende befürchten einen Wettbewerbsnachteil

Mit den gigantischen Summen, die in den Wiederaufbau der europäischen Wirtschaft gesteckt werden, sehen viele die Zeit gekommen, in den Technologiewandel im Sinne des Green Deals zu investieren. CO₂-Emissionen sollen also reduziert werden, nicht nur im Verkehr (Stichwort E-Mobilität) und der Stromversorgung (Stichwort Erneuerbaren-Ausbau), sondern in der gesamten Volkswirtschaft. Was aber bedeutet die in Österreich bis 2040 geplante Klimaneutralität für die Wirtschaftstreibenden?


In Deutschland gehen anlässlich der allgemeinen Bepreisung von CO₂-Emissionen die Wogen bereits hoch. Insbesondere energieintensive Produktionsunternehmen befürchten einen internationalen Wettbewerbsnachteil – und eine entsprechende Regelung ist auch in Österreich geplant. Eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln sieht hingegen auch positive Aspekte: Demnach regt Dekarbonisierung langfristig Kostensenkungen an und ist somit gut für die Wettbewerbsfähigkeit. Auch seien die Kosten für umweltfreundlichere Technologien massiv gefallen. Kostete es vor 15 Jahren noch 588 Euro, eine Tonne CO₂ durch die Nutzung einer Fotovoltaikanlage einzusparen, sind es heuer nur noch 48 Euro.


Voraussetzung ist laut der Studie aber, dass die Politik den Wandel mit entsprechenden Maßnahmen und Investitionen, insbesondere in grüne Technologien, begleitet. Die Alternative, Kosten durch Klima- und Umweltschäden in Kauf zu nehmen, wäre demnach volkswirtschaftlich betrachtet noch teurer. Einzig, was hilft dieses Wissen dem Einzelnen, der in wirtschaftlich schwierigen Zeiten ums Überleben kämpft?


Emissionsmanagement
Um sich den Anforderungen entsprechend verhalten zu können, müssen Unternehmen wissen, wie viel CO₂ an welchem Punkt ihrer Wertschöpfungskette verursacht wird. „Was ich nicht messen kann, kann ich nicht managen“, erklärt Andreas Unger von Bearing Point im Gespräch mit dem KURIER. Das Beratungsunternehmen hat einen CO₂-Kalkulator entwickelt, der Firmen einen Überblick bieten soll. In dem Berechnungsmodell kann die Wirksamkeit einzelner Maßnahmen simuliert werden. Das Ziel sei, „den gesamten Fußabdruck“ eines Produkts „von der Gewinnung des Rohstoffes, bis es vor der Haustüre landet“, zu erfassen, so Unger.


Typischerweise hätten Kunden vor allem die Produktion im Blick, aber nicht, was bei Lieferanten, Transporteuren oder Verpackung passiert. Das würde sich durch öffentlichen und medialen Druck jedoch ändern. Insbesondere große Firmen müssten sich zunehmend für ihre gesamte Wertschöpfungskette, also auch die verarbeiteten Rohstoffe und die Arbeitsbedingungen in ausgelagerten Bereichen, verantworten. Diese Aspekte hätten für die Reputation eines Unternehmens immer mehr Gewicht. Vor allem große Konzerne könnten zudem durchaus auf Umweltschutzstandards bei ihren Zulieferern bestehen.


Für Unternehmen wird es laut Unger zukünftig notwendig sein, ihre CO₂-Emissionen zu analysieren und zu reduzieren. Der Teil, der nicht effektiv vermeidbar ist, muss dann je nach Zielvorgabe über Abgaben kompensiert werden. Unger hofft, dass der Zertifikatehandel zunehmend globalisiert wird, um einen faireren Wettbewerb zu ermöglichen.

Kurier

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