Wels testet Wasserstoff-Bus im täglichen Linienverkehr

10. August 2021, Thalheim
Der Welser Wasserstoff-Bus
 - Thalheim, APA/HEINZ ZIEGLER

Die Stadt Wels testet einen Wasserstoff-Bus im täglichen Linienverkehr. Österreichweit erstmalig fahre er mit Treibstoff, der aus grünem Strom erzeugt wird. Das Projekt wurde in einer Pressekonferenz am Dienstag in Thalheim bei Wels bei der Technologiefirma Fronius vorgestellt. Für einen serienreifen Betrieb sind allerdings noch etliche Voraussetzungen zu schaffen. 

Der Bus der Solaris Bus & Coach sp. z o.o. die zur spanischen CAF-Gruppe gehört, wird zehn Tage lang in Wels auf der Linie 2 getestet, die Benützung ist für die Fahrgäste kostenlos. Er ist so leise wie ein Elektrobus, ebenso werden keine Schadstoffe emittiert. Betankt wird er mit Wasserstoff, der von der Firma Fronius in Thalheim mit Sonnenstrom erzeugt wird. Der Bus könnte mit 37 Kilogramm betankt werden, dann hätte er eine Reichweite von rund 400 Kilometern. Die für Kunden erhältliche Fronius-Wasserstoff-Tankstelle Solhub kann zwar bis zu 200 Kilogramm pro Tag liefern, die innerbetriebliche sowie für Forschungszwecke ausgelegte Pilotanlage in Thalheim allerdings nur 13 Kilo pro Tag. Die Reichweite beträgt deshalb rund 160 Kilometer. Der Tankvorgang dauert insgesamt nur eine Viertelstunde – etwa so lange wie bei einem Diesel-Bus, aber kürzer als bei einem Bus, der mit Strom aus seinen Batterien betrieben wird. 

In der Pressekonferenz wurden auch noch andere Vergleiche gezogen: Der Anschaffungspreis des Wasserstoff-Busses beträgt das 1,5- bis 2,5-fache des Diesels, ähnlich der Preis des Wasserstoffes. Relativiert wird dies allerdings damit, dass die Treibstoffkosten nur einen Teil des Aufwandes für den Betrieb ausmachen, den weitaus größten Anteil hätten die Personalkosten. Beim Ausbau des Öffentlichen Verkehrs sollte deshalb auf autonomes Fahren gesetzt werden, machte der Welser Bürgermeister Andreas Rabl (FPÖ) aufmerksam. Mit Wasserstoffbussen könnte eine Dieselflotte 1:1 ersetzt werden, von mit Batterie betriebenen Bussen müssten wegen des zusätzlichen Gewichtes doppelt so viele angeschafft werden, um die gleiche Transportkapazität erreichen zu können. Außerdem wäre man bei den Batterien von Lithium und Kobalt und deren Lieferländern abhängig, gibt der oberösterreichische Infrastrukturlandesrat Günther Steinkellner FPÖ) zu bedenken. 

Die beiden, Fronius-Geschäftsführerin Elisabeth Engelbrechtsmüller-Strauß, Wels-Linien-Geschäftsführer Herbert Kierner und der Technologieleiter der Firma sabtours, die am Welser Linienverkehr mitwirkt, Wolfgang Stöttinger, treten aus den angeführten Gründen für einen Ausbau der Wasserstoff-Erzeugung mit grünem Strom – und nicht etwa mit Atomstrom oder Gas – sowie den Ausbau der notwendigen Tank-Infrastruktur ein. Die General-Managerin der Solaris Austria GmbH, Anna Meyer, verwies darauf, dass ihre Firma Aufträge für 100 Wasserstoff-Busse habe. 

Steinkellner wies zudem darauf hin, dass die EU-Richtlinie Clean-Vehicle-Directive vorsieht, dass von 2021 bis 2025 rund 45 Prozent der neu anzuschaffenden Busse auf alternativen Antriebssystemen basieren sollen. Ab 2026 soll diese Quote auf 65 Prozent steigen. Das Österreichische Straßenfahrzeug-Beschaffungsgesetz wurde darauf basierend verfasst. „Auch wenn das Gesetz Länder und Gemeinden vor massive Herausforderungen stellt, wollen wir mit gemeinsamen Kräften die Weichen für die Zukunft positiv ausrichten“, versicherte er.

APA