Grüne Investments für jeden Geschmack

16. August 2021

 

Nachhaltige Veranlagung boomt. Nun kommen immer mehr Fonds speziell für die Bereiche E-MOBILITY, ERNEUER-BARE ENERGIE oder WASSERVERSORGUNG auf den Markt. Die Renditen sind beachtlich.

Manchmal sind Aktienfonds einfach zu gut. Der Erste WWF Stock Environment von der Kapitalanlagegesellschaft der Erste Bank beispielsweise hat im Februar beim veranlagten Volumen die für Österreich beachtliche Eine-Milliarde-Euro-Marke erreicht. Und wurde daher für Neuanleger geschlossen. Das gleiche beim Global Climate and Environment der Fondsgesellschaft Nordea: In dem Ökoaktienfonds stecken mittlerweile sechs Milliarden Euro. Nur mehr Besitzer von Fondsanteilen können hier weiter Tranchen zu-und verkaufen. Die Begründung der Fondsmanager: Sie finden keine passenden Aktien mehr, weil das veranlagte Volumen zu groß ist. Kein Wunder bei der Performance: Der Erste WWF Stock Environment hat in fünf Jahren um 180 Prozent an Wert zugelegt; der Ökofonds von Nordea immerhin noch um rund 130 Prozent. Der vor etwas mehr als zwei Jahren auf den Markt gebrachte Umwelt-Aktien-Fonds der Kepler KAG (siehe auch Seite 46) brachte in einem Jahr knapp 44 Prozent.

Grüne Investments boomen. Bei Raiffeisen Capital Management (RCM) beispielsweise stieg das Volumen bei nachhaltigen Investmentfonds 2020 um ganze 57 Prozent. Derzeit werden insgesamt 13,8 Milliarden Euro vom Gesamtvolumen von 45 Milliarden Euro nachhaltig veranlagt. RCM-Geschäftsführer Dieter Aigner: „Nachhaltige Investments wachsen bei uns seit mehreren Jahren sehr stark, mehr als jedes andere Veranlagungssegment. Das Thema ist sowohl bei Retailkunden als auch bei institutionellen Anlegern inzwischen wirklich angekommen.“

Ähnlich das Bild bei Europas größter Fonds Gesellschaft, Amundi, die das Ziel verfolgt, nachhaltige Renditen zu erwirtschaften und gleichzeitig mit den Investments einen positiven Effekt für Umwelt und Gesellschaft zu erreichen. Amundi-Austria-CIO Gabriele Tavazzani: „Vor allem seit dem letzten Jahr erleben wir eine noch stärkere Nachfrage nach Anlagelösungen, die nicht nur auf Rendite abzielen, sondern auch ökologische und soziale Aspekte berücksichtigen. Dazu gehören auch nachhaltige Aktienfonds wie der Amundi CPR Climate Action.“ Der Fonds kam vor knapp zwei Jahren auf den Markt. Ebenso wie der Erste Green Invest, der den WWF Stock Environment ersetzt.

THEMENFONDS. Viele Fondsgesellschaften wählen daher zunehmend einen -für Anleger durchwegs einträglichen -Ausweg, um dem Dilemma der großen Nachfrage nach grünen Fonds zu entkommen: Sie investieren nicht mehr in das gesamte Nachhaltigkeitsspektrum, sondern konzentrieren sich verstärkt auf einzelne zentrale Branchen des Ökobusiness: Anleger können nun für ihre grüne Investmentstrategie gezielt Fonds wählen, die primär in den Bereichen E-Mobility, erneuerbare Energie oder Wasser-und Abfallaufbereitung veranlagen. Wobei hier primär die internationalen KAGs aufgrund der Größe des von ihnen verwalteten Anlagevolumens diesen Weg wählen. Auch Alexander Weiss, der sowohl den geschlossenen WWF Stock Environment als auch den neuen Green Invest der Erste KAG managt, bestätigt die Strategie: „Bei Aktien aus dem Bereich erneuerbarer Energie sehen wir in Zukunft weiter Entwicklungspotenzial.“ In seinem Fonds finden sich daher auch verstärkt Titel wie die US-Solarpanelhändler Sunrun oder Plug Power, aber auch vermehrt Aktien aus dem E-Mobility-Bereich. Die Konzentration der Fondsmanager auf einzelne konkrete Nachhaltigkeitsbereiche schlägt sich auch in den Renditen nieder: Die Mehrzahl der Themenfonds brachte über zwölf Monate ein besseres Ergebnis als breit gestreute Ökofonds.

NEW ENERGY. Seitdem US-Präsident Joe Biden mit dem Einsatz erneuerbarer Energie Amerika wieder fit für die Pariser Klimaziele machen will und auch Chinas Staatschef Xi Jinping die Abkehr von Kohlekraftwerken eingeleitet hat, sind Aktien aus dem Bereich der Solar-oder Windenergie der Renner geworden. Nach dem ersten Hype sind die Kurse in dem Bereich zwar wieder etwas zurückgegangen, aber der Wachstumstrend ist intakt. Bei den Fonds aus dem Bereich erneuerbare Energie zählt der Solar &Sustainable Energy Fund der Luxemburger Fondsgesellschaft LSF zu den Topperformern. Das Management setzt stark auf die CO2-Reduktion in China. Aktien wie China Suntien Green Energy, Huaneng Renewables Corporation oder China Longyuan Power machen rund 35 Prozent des Fondsvolumens aus. Die Performance von 90 Prozent in einem Jahr gibt der Auswahl Recht. Der breit gestreute ETF Global Clean Energy von iShares liegt bei der Fünfjahresperformance zwar fast gleichauf. Das Jahresplus liegt aber mit knapp 60 Prozent klar tiefer.

E-MOBILITY. Die großen europäischen, aber auch amerikanische Autohersteller wie etwa GM haben erst jüngst ein früheres Aus für Verbrennungsmotoren verkündet. Bei den Aktienkursen hat sich diese Entwicklung zwar noch nicht deutlich positiv niedergeschlagen, aber der Trend zur Elektromobilität ist unumkehrbar. E-Mobility-Themenfonds sind noch nicht sehr lange auf dem Markt. Mit Ausnahme des Next Generation Resources Fund der Luxemburger Fondsgesellschaft von der Heydt sind die meisten Fonds mit diesem Investmentthema erst vor ein, zwei Jahren gestartet. Der Next Generation Resources Fund setzt verstärkt auf Unternehmen, deren Geschäft die Gewinnung, Verarbeitung oder Vermarktung von Rohstoffen wie Lithium, Kobalt oder Grafit ist, die stark für Elektrofahrzeuge benötigt werden. Der E-Mobility-Boom hat dem Fonds allein in einem Jahr einen Zuwachs von über 100 Prozent beschert. Auch der Future of Transportation von BlackRock zeigt mit 70 Prozent eine beeindruckende Jahresperformance. Fondsmanager Alastair Bishop investiert aber auch nicht vorwiegend in Elektroautoproduzenten, sondern in Technologieunternehmen, die primär von den Trends wie Konnektivität oder dem wachsenden Einsatz von Halbleitern profitieren.

SAUBERES WASSER. Wasser als Veranlagungsstrategie hat nicht nur ökologische, sondern auch soziale Aspekte. Etwa eine Milliarde Menschen hat keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. 2,6 Milliarden Menschen müssen ohne Abwasserentsorgung auskommen. Aber auch in vielen entwickelten Industrieländern ist die Infrastruktur für die Wasserversorgung veraltet und ineffizient. Für Unternehmen, die Trink-und Abwassersysteme herstellen und Technologien entwickeln, mit denen Wasser optimal genutzt werden kann, gibt es also einen riesigen Markt.

Die Performance der Wasserfonds ist zwar nicht so spektakulär wie jene der Topfonds aus den Bereichen New Energy oder E-Mobility, lag dafür aber in den vergangenen zwölf Monaten konstant um die 40 Prozent. Beim Aqua Classic Capitalisation der BNP Paribas stammen 30 Prozent der Unternehmen aus Nordamerika. Klassiker wie American Water Works, Agilent Technologies, Trimble oder Essential Utilities zählen zu den Top Picks. Im ETF Global Water von iShares sind es sogar mehr als 50 Prozent.

Die Veranlagung in Ökofonds nimmt jedenfalls in allen Bereichen zu. Weltweit wurden 2020 bereits 35 Billionen US-Dollar nach nachhaltigen Kriterien verwaltet. Und laut einer Prognose von Bloomberg wird das grüne Vermögen 2025 die 50-Billionen-Marke überspringen.

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