Kleingemeinde ist beim Klimaschutz österreichweit Vorbild

16. August 2021
Weißbach kann sich selbst mit Strom versorgen und soll die erste Gemeinde ohne Ölheizung sein.

Dem kleinen Ort Weißbach im Saalachtal wird von manchen Menschen ja nachgesagt, dass er sehr schattig ist. Aber so schlimm ist es nicht. Das zeigt sich auch daran, dass die Gemeinde künftig ihren Eigenbedarf an Strom vollständig mithilfe der Sonne erzeugt. Der Ertrag sei hier nicht geringer als im Flachgau, sagt der Energieexperte Peter Stiegler vom Salzburger Institut für Raumordnung (SIR). Denn Nebel ist in Weißbach eine Seltenheit. 

Das SIR berät die Gemeinde im Auftrag des Landes in Sachen erneuerbare Energie und Energieeffizienz. Diesen Service gibt es für österreichische Gemeinden, die am sogenannten e5-Programm teilnehmen, das den klimaschonenden Einsatz von Energie zum Ziel hat. Stiegler sagt, es gebe rund 500 definierte Punkte, wo man Verbesserungen erreichen könne. Erfüllen die Gemeinden eine gewisse Zahl, gibt es ein „e“, das man auf einer Zusatztafel bei den Ortsschildern anbringen kann. In Salzburg nehmen 36 Gemeinden teil. Weißbach ist seit dem Start im Jahr 1998 dabei und neben St. Johann und Grödig eine von nur drei Gemeinden, die alle fünf „e“ haben, weil sie über 75 Prozent der möglichen Verbesserungen umgesetzt haben. 

Schon 2004 installierte die Gemeinde die ersten Photovoltaikmodule, um ihren Strom selbst zu erzeugen. Die sind in die Jahre gekommen und hielten zum Teil dem Schneedruck nicht stand. Vergangene Woche montierte die Firma Elektro Demel aus dem Nachbarort St. Martin 154 neue Module auf dem Dach der Volksschule und der Feuerwehr. Sie leisten fast drei Mal so viel wie die alten. Bürgermeister Josef Hohenwarter (ÖVP): „Damit erzeugen wir 54.000 Kilowattstunden im Jahr. Das ist das, was wir für alle gemeindeeigenen Gebäude und die Straßenbeleuchtung brauchen.“

Versorgt wird damit auch das Elektroauto für das Car-Sharing. Es steht nicht nur den Gemeindebediensteten zur Verfügung, sondern auch den Bürgern. „Bis 200 Kilometer ist es gratis“, sagt Hohenwarter. „Man kann sich online in einen Kalender eintragen und es gibt einen Schlüsselsafe, der jederzeit zugänglich ist. Vor allem Familien nutzen das Auto als Zweitwagen und probieren auf diese Weise einmal ein Elektroauto.“

Ein Vorreiter ist Weißbach auch beim Heizen, das in der Gemeinde für 67 Prozent des Energieverbrauchs verantwortlich ist. Die Firma Thermoholz Aberger im Ort betreibt ein eigenes Wasserkraftwerk und ein Biomassewerk. Mit der Abwärme, die bei der Thermoholzproduktion anfällt, werde fast der gesamte Ortskern beheizt, sagt Hohenwarter. Der Einsatz von Heizöl konnte in den letzten zwei Jahrzehnten um 89 Prozent verringert werden. Pro Jahr würden damit 363 Tonnen CO2 gespart, so Stiegler. „Es gibt nur mehr fünf Ölheizungen. Unser Ziel ist es, dass Weißbach die erste Gemeinde in Österreich ohne Ölheizungen ist.“

In Grödig sei ein wesentlicher Punkt die Verbesserung des öffentlichen Verkehrs im Ort, sagt Bürgermeister Herbert Schober (VP/Parteifreie). Die Verlängerung der Obus-Linie 5 von der Stadt Salzburg bis zur Untersbergbahn sei das bekannteste Beispiel. Die Gemeinde fördert auch die Tickets.

Als weitere ausschlaggebende Initiative nennt Schober den Fernwärme-Ausbau. „Wir haben ein Hackschnitzelheizwerk errichtet, bei dem wir alle Gemeindegebäude angeschlossen haben.“ Die kommunalen Einrichtungen wie das Gemeindeamt, das Seniorenheim und die Schulen seien inzwischen alle thermisch saniert. Auf fast allen Dächern befänden sich inzwischen Photovoltaikanlagen. Bei der Straßenbeleuchtung habe man auf LED umgestellt. „Wir haben auch eine Förderung eingeführt für energiesparende Maßnahmen wie Fenster- und Heizungstausch.“ Jährlich zahle die Gemeinde rund 15.000 Euro aus.

„Ein wichtiger Punkt ist die Raumplanung, dass wir kompakt zusammen wohnen, keine Zersiedelung haben“, sagt Schober. In Grödig wolle man ohne weitere Umwidmungen von Grün- in Bauland auskommen, sondern auf Nachverdichtung setzen. In Fürstenbrunn und St. Leonhard wolle man Nahversorger ansiedeln, die für den Großteil der Bewohner fußläufig erreichbar sein sollten.

St. Johann war die erste Bezirkshauptstadt in Österreich, die mit fünf „e“ ausgezeichnet wurde. Bürgermeister Günther Mitterer (ÖVP) sagt, angefangen habe es mit der Mülltrennung. Inzwischen sei immens viel umgesetzt worden. „Es gibt eine e5-Gruppe aus Privatpersonen, Politikern und Gemeindebediensteten, die sich regelmäßig trifft und Vorschläge einbringt. Die Gemeinde muss ein Vorbild sein.“ So wurden unter anderem mehrere Trinkwasserkraftwerke gebaut und Gemeindegebäude thermisch saniert. St. Johann hat außerdem ein kostenloses Citybusnetz, das jetzt erweitert werden soll.

von Anton Kaindl Thomas Sendlhofer Weissbach

Salzburger Nachrichten