Quelle: Factory, 01.09.2021 (S. 8-9)
Das modernste Glasfaser-Rohling-Werk Europas steht in Gmünd im Waldviertel und muss stets mit Energie versorgt sein. Doch wie setzt ein Unternehmen wie NGB Fiber eine ausfallsichere Stromversorgung um?
Für die Region ist das neue Werk ein Gewinn. 50 Mio. Euro hat das Unternehmen NBG Fiber in die Preform-Fertigung (Reinglas-Rohling-Fertigung) investiert. Die Waldviertler produzieren weltweit die größten Preforms mit einer Länge von 2,5 Metern und einem Gewicht von bis zu 200 kg -Hightech made in Austria.
Für die Herstellung der Glasfaser-Rohlinge haben die Verantwortlichen einen jährlichen Stromverbrauch von 11 Mio. kWh ermittelt. Das entspricht dem Bedarf von 2.750 Einfamilienhäusern. Die Produktion ist hochautomatisiert. Stromausfälle oder Netzschwankungen sind ein Schreckensszenario, mehr noch ein Albtraum“, den der technische Leiter Christian Zwettler nicht erleben möchte: „Wir würden den gesamten Produktionsfortschritt verlieren. Das ist der Grund, warum wir diese hohe Ausfallsicherheit bei der Stromversorgung haben, unter anderem eine Ringversorgung und 2 Trafos. Die USV-Anlagen haben wir redundant ausgelegt und zusätzliche Sicherheit mit dem Notstromaggregat geschaffen. Wir brauchen einfach diese hohe Energie-Verfügbarkeit, denn wenn irgendein Prozess ausfällt, dann ist unser gesamtes Produkt fehlerhaft.“
Instandhaltungsleiter Reinhard Apfelthaler ergänzt: „Bei einem fünfminütigen Stromausfall würde bereits ein Maschinenschaden auftreten. Als Beispiel: In unseren Öfen ist ein Glasrohr verbaut, welches permanent beheizt werden muss. Kühlt das Glasrohr nur um wenige Grade ab, entstehen Spannungsrisse und die gesamte Maschine nimmt Schaden. Hinzu kommt, dass das Rohr derzeit eine Lieferzeit von fast vier Monaten hat.“
USV-Systeme überbrücken kurzzeitige Netzstörungen
KESS Power Solutions lieferte und installierte die ausfallsicheren Stromversorgungsanlagen. Das KESS-Team war bereits in die Projektplanung eingebunden. „Bei diesem Projekt sind wir idealerweise genau zum richtigen Zeitpunkt hinzugekommen, nämlich zu Beginn. Wenn wir bereits in der Planungsphase dabei sind, können wir eine optimale Lösung mit unserem Kunden erarbeiten und bei diversen Themen wie der Verkabelung, der Absicherung oder auch der Dimensionierung mitwirken“, erklärt KESS-Gesellschafter und Prokurist Jochen Mayerhofer.
In der ersten Ausbaustufe wurde ein USV-System bestehend aus zwei parallelen Schränken à 650 kW mit einer maximalen Gesamtkapazität von 1600 kW installiert. Für entsprechende Redundanzen sorgen insgesamt 26 Stück 50 kW-Module, welche jederzeit gemäß Lastprofil skaliert werden können. Diese USV-Systeme überbrücken kurzzeitige Netzstörungen mittels spezieller Reinblei-Batterien.
Bei den Batterieanlagen vertraut KESS auf den Hersteller Ener-Sys, einen der weltweit größten Hersteller von Industriebatterien. Installiert wurden zwei Batterie-Bänke, welche selbst am Ende der Lebensdauer jeweils noch mindestens fünf Minuten Überbrückungszeit bei Volllast liefern. Im Falle der Überbrückungszeit wurde von KESS auch die übliche Alterung der Batterien berücksichtigt.
„Bei den Stromversorgungsanlagen war es gut zu wissen, wie groß die USV-Anlagen und die Batterien sind. So konnten wir den Raum schon dementsprechend dimensionieren. Wir haben den Batterieraum größer geplant, damit wir leichter nachrüsten können. Eine ausreichende Belüftung haben wir von Beginn an berücksichtigt“, erinnert sich Zwettler von NBG.
Das Notstrom-Aggregat verhindert längere Stromausfälle
Bei länger andauernden Stromausfällen liefert das Notstromaggregat von SDMO zuverlässig Strom. Das KESS-Team hat sich gemeinsam mit dem Lieferanten SDMO für eine Notstromlösung mit einer elektrischen Leistung von 2 Megawatt entschieden. Diese ist vollständig in einem 40-Fuß-Container integriert und übernimmt schnell und automatisch die Versorgung bei Netzproblemen. Das Aggregat vom Typ KD 2000-E verfügt über einen V12 Kohler Motor mit einem Hubraum von mehr als 62 Litern. Welche Anlagen werden bei NBG nun konkret vom USV-System und dem Aggregat versorgt?
Apfelthaler dazu: „Unsere Produktionsanlagen sind sicher das Wichtigste, angefangen bei der Chemieversorgung. Denn bricht diese ab, dann nutzt es uns auch nichts, die weiteren Maschinen am Leben zu halten. So haben wir nach und nach die wichtigen Verbraucher herauskristallisiert und entschieden, welche Systeme wir auf welche Art versorgen.“
Installation und Wartungservice „Allerdings ist es alleine mit der Installation der USV-Anlagen und des Aggregats nicht getan“, merkt Mayerhofer an. Als zusätzliche Maßnahme stellen regelmäßige Wartungen die Verfügbarkeit der Stromversorgungsanlagen sicher. Deshalb hat NBG gemeinsam mit KESS ein passendes Servicekonzept ausgearbeitet.
„Erreichbarkeit und Reaktionszeit der Techniker ist für uns natürlich ein großes Thema. Auch deshalb haben wir uns für KESS entschieden“, unterstreicht Apfelthaler. „Die Strecke von Gmünd nach Horn ist kurz, sollte wirklich einmal eine Störung auftreten, können die Servicetechniker von KESS schnell reagieren.“
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