Ein Grazer Jungunternehmen bietet eine Photovoltaik- Anlage an, die einfach an die Steckdose angeschlossen werden kann. Nach coronabedingten Lieferengpässen startet EET nun durch.
Start-ups mit ihren meist digitalen Dienstleistungen oder Produkten müssen sich normalerweise weniger mit gerissenen Lieferketten oder Rohstoffmangel auseinandersetzen. Eine Ausnahme bildet das Jungunternehmen EET aus der seltenen Zunft der Hardware-Start-ups, die ganz konkrete Produkte vertreiben. In diesem Fall eine Photovoltaik-Anlage samt Stromspeicher, die einfach an eine Steckdose des Haushalts angeschlossen werden kann und die Wohnung oder das Haus mit selbst produziertem, erneuerbaren Strom versorgt -nicht alleine, aber über das Jahr gerechnet mit durchschnittlich 25 Prozent der benötigten Gesamtstrommenge.
In den letzten Monaten hieß es für interessierte Kunden coronabedingt immer wieder: „Bitte warten!“ Doch jetzt startet EET durch, hat doch das 30-köpfige Grazer Scale-up, wie es sich selbst bezeichnet, die Zeit der Lockdowns dafür genützt, ein neues Quartier samt 1.000 Quadratmeter großer Fertigungshalle aus dem Boden zu stampfen. 50 „Solemates“ pro Woche werden derzeit produziert -so heißen die Photovoltaikanlagen mit angeschlossenem Stromspeicher, die im Garten, auf der Terrasse, auf dem Dach oder am Balkon eingesetzt werden können. Das Ziel ist es, die Produktion auf 100 pro Woche hochzufahren, je nach Verfügbarkeit der Rohstoffe. Denn noch immer mangelt es zum Beispiel an Aluminium, um den gesamten Bedarf zu decken.
Und dieser ist groß. „Wir spüren, wie die Bereitschaft, in ein nachhaltiges Produkt wie ‚Solemate‘ zu investieren, enorm gewachsen ist“, erklärt EET-Co-Gründer Christoph Grimmer: „Die Frage, wann sich so ein Gerät amortisiert, wird jedenfalls immer weniger gestellt.“
Wobei die Antwort nicht uninteressant ist. Denn so eine Solaranlage für den Hausgebrauch, die samt Stromspeicher ab 2.399 Euro online (www.eet.energy) erhältlich ist, amortisiert sich inzwischen bereits nach zwölf Jahren -bei steigendem Strompreis auch früher. Sowohl die Effizienz der PV-Paneele als auch die des Stromspeichers konnte nämlich zuletzt gesteigert werden. Und auch die Garantie, im Falle eines Stromausfalls weiterhin Energie zur Verfügung zu haben, wird von den Kunden in unsicheren Zeiten immer mehr geschätzt.
EINFACH ANSTECKEN. Das 2017 gegründete Unternehmen, das 2019 den Start-up-Wettbewerb trend@venture gewann und in jenem Jahr auch mit dem Verkauf begann, konnte mittlerweile insgesamt 1.300 Geräte verkaufen -und das trotz der coronabedingten Einschränkungen. „In unserem ersten vollen Geschäftsjahr erzielten wir einen Umsatz von einer Million Euro“, ist Grimmer sehr zufrieden. Für das heurige Jahr, in dem EET auch für den Houskapreis der B&C Privatstiftung nominiert ist, rechnet er mit einer Verkaufszahl von 1.000 Stück, im nächsten Jahr könnten es dann schon 2.000 sein.
„Unser USP ist die einfache Einspeisung des gespeicherten Stroms in das Stromnetz des Haushaltes“, erklärt Grimmer. Während andere Hersteller immer größere Systeme entwickeln, für die aufwändige Installationsarbeiten nötig sind, bleibt EET seinem patentierten Konzept treu: Sonne tanken, anstecken, fertig. Grimmer: „Jeder der zu Hause einen Fernseher aufstellen kann, kann seinen eigenen ‚Solemate‘ in Betrieb nehmen.“
Mit dem neuen Werk will man künftig auch maßgeschneiderte Produkte anbieten können. Eine digitale Plattform wird es dabei den Kunden ermöglichen, sich aus einer Art Baukastensystem ihre eigenen Solaranlagen zusammenzustellen.
Und auch an Expansionsplänen wird eifrig gearbeitet: So startete man heuer in Italien, nächstes Jahr soll die iberische Halbinsel folgen, und auch ein erster Schritt in die USA -nach Anpassung der Technologie auf das dort andere Stromsystem -steht auf der To-do-Liste. Grimmers Vision: in fünf Jahren ein noch größeres Werk aufzuziehen und mit mehr als 100 Mitarbeitern den Markt für Solaranlagen zu rocken.
trend