Briten leiden unter hohen Gaspreisen

22. September 2021, London

Auf den traditionellen Truthahnbraten müssen viele Briten heuer zu Weihnachten womöglich verzichten. Massiv gestiegene Preise für Gas führen zu einem Mangel an Kohlendioxid (CO2) und bringen Fleischhersteller in Großbritannien zunehmend in Bedrängnis. Die Regierung greift zwar dem Industriezulieferer CF Industries für ein paar Wochen unter die Arme, um die Produktion von CO2 wieder zum Laufen zu bringen. Die Lebensmittelbranche warnt dennoch vor Engpässen.

CO2 wird unter anderem für Vakuumverpackungen bei Fleisch sowie zur Betäubung von Schlachtvieh benötigt und kommt bei der Herstellung von Bier und Softdrinks zum Einsatz. „Ein Drei-Wochen-Deal wird Weihnachten nicht retten“, sagte der Geschäftsführer der Supermarktkette Iceland, Richard Walker, am Mittwoch. „Wir brauchen eine permanente Lösung, um die Auslieferung von frischen Nahrungsmitteln sicherzustellen.“ Die Regierung in London hat CF Industries zugesagt, drei Wochen lang einen Teil der Fixkosten des US-Unternehmens zu übernehmen. Dies werde wohl dutzende Millionen Pfund kosten, sei aber nötig, sagte der britische Umweltminister George Eustice dem TV-Sender Sky News. CF Industries stellt etwa 60 Prozent des gesamten CO2-Bedarfs in Großbritannien her.

CO2 ist ein Nebenprodukt bei der Düngemittelherstellung, die als Rohstoff natürliches Gas verwendet. Der Düngemittelkonzern CF Industries hatte die Produktion in zwei britischen Fabriken vor ein paar Tagen gestoppt, weil die Gaspreise durch die Decke gehen. Seit Jahresanfang sind sie wegen einer Angebotsknappheit um gut 250 Prozent gestiegen. Mehrere kleinere Energieversorger mussten den Handel einstellen. Die Branche fordert Staatshilfen.

Die britische Regierung geht davon aus, dass auch die Preise für CO2 massiv steigen werden. Für eine Tonne könnten künftig etwa 1.000 Pfund fällig werden statt der bisherigen 200 Pfund, sagte Eustice. „Die Lebensmittelbranche muss sich anpassen. Es kommt ein großer Preisanstieg.“

Ohne Einschreiten der Regierung müssten in den kommenden Tagen manche Geflügelfarmen ihre Türen schließen, rechtfertige der Umweltminister die staatlichen Hilfen. „Und dann hätten wir Tierschutzprobleme, weil man viele Hühner auf Farmen hätte, die nicht rechtzeitig geschlachtet werden könnten und die wahrscheinlich auf Farmen eingeschläfert werden müssten.“ Mit Schweinen würde ähnliches drohen.

APA/ag