Kosovo lehnt Millioneninvestitionen in Gasversorgung ab

1. Oktober 2021, Prishtina (Pristina)

Der Kosovo hat ein US-Gaspipeline-Projekt im Land endgültig abgelehnt. Das gab Wirtschaftsministerin Artane Rizvanolli am späten Donnerstagnachmittag auf einer Pressekonferenz in Prishtina bekannt. Die Pipeline hätte u.a. das Problem der prekären Energieversorgung im Kosovo lösen sollen. Der US-Senat hatte dafür zusätzliche Mittel in Höhe von 200 Millionen Dollar (172,73 Mio. Euro) bewilligt, um das Projekt zu ermöglichen und den kosovarischen Energiesektor zu modernisieren.

„Die Regierung des Kosovo wird das Projekt zur Anbindung des Kosovo an die bestehende Gaspipeline in Nordmazedonien, das von der amerikanischen MCC unterstützt wird, nicht weiter verfolgen. Angesichts der von der MCC (Millennium Challenge Corporation) gesetzten Fristen haben wir uns entschieden, (…) die Mittel für ein kompakteres Programm zu verwenden“, sagte Rizvanolli. Man wolle weniger risikoreiche Investitionen, die zugleich zur Dekarbonisierung beitragen und zur Förderung des Privatsektors.

Die Zeitung „Metro“ hatte bereits Mitte September berichtet, dass die kosovarische Regierung unter Ministerpräsident Albin Kurti das Gas-Abkommen mit Amerika zu Fall bringen wird. Dafür hagelte es harsche Kritik des politischen Gegners. Washington habe einen nicht rückzahlbaren Zuschuss in Höhe von 200 Millionen US-Dollar für die Investition bereitgestellt, berichtete das Blatt. Das Geld wird jetzt nicht mehr fließen und kommt dem kosovarischen Staat abhanden. Russland behalte seine Monopolstellung bei der Gasinfrastruktur, während der Kosovo die Chance verpasst habe, mit der Anbindung an die Pipeline eine geostrategische Rolle zu spielen, urteilte der Publizist Valon Syla.

Hochrangige EU-Beamte wie die Kosovo-Berichterstatterin des Europäischen Parlaments, Viola von Cramon, begrüßten die Entscheidung der kosovarischen Regierung hingegen. Auf Twitter schrieb von Cramon: „Das ist eine sehr gute Entscheidung. Danke für den umweltfreundlicheren Weg, der besser ist für unser Klima, für Ihre Bürger und im Einklang mit dem EU-Green-Deal.“

Das US-Pipeline-Projekt zielt darauf ab, den Einfluss Russlands mit seinem Gas auf dem Balkan sowie in der EU zurückzudrängen. Die Türkei, Griechenland, Albanien und Nordmazedonien haben die Pipeline genehmigt und umgesetzt. Vor der Entscheidung der Regierung in Prishtina war der Kosovo als Hauptkorridor für alternative Gaslieferungen auf dem Balkan Richtung EU eingeplant. Die USA sind ein enger Verbündeter und Unterstützer der Unabhängigkeit des Kosovo, während Serbien mithilfe Russlands die Unabhängigkeit der früheren serbischen Provinz auf internationaler Ebene torpediert.

APA