Der Energiekonzern Uniper erwartet nach den Worten seines Vorstandschefs Klaus-Dieter Maubach von der deutschen Bundesnetzagentur keine rasche Betriebsgenehmigung für die umstrittene Gaspipeline Nord Stream 2. „Die Zertifizierung der Pipeline, nach alledem, was ich weiß, wird auf jeden Fall so spät sein, dass diese Pipeline uns in diesem Winter nicht mehr hilft“, sagte Maubach am Donnerstagabend vor der Wirtschaftspublizistischen Vereinigung Düsseldorf (WPV).
Russland hatte die rund 1.230 Kilometer lange Röhre vor wenigen Wochen fertiggestellt. Die Nord Stream 2 AG des russischen Gaskonzerns Gazprom hat bei der Bundesnetzagentur die für den Betrieb in Deutschland notwendige Zertifizierung beantragt. Mit Wirkung vom 8. September läuft hierzu eine viermonatige Frist. Der Entwurf für die Entscheidung wird dann der EU-Kommission übermittelt.
Uniper gehört – wie auch die OMV – zu den Finanzierungspartnern der politisch umstrittenen Pipeline und ist zudem nach eigenen Angaben der größte Kunde Gazproms. Gas ist derzeit knapp und teuer. Die Ostsee-Pipeline könnte theoretisch für eine Entlastung sorgen.
Maubach verwies darauf, dass Russland seit Jahrzehnten ein verlässlicher Partner sei. „Alle Verträge, die wir mit dem russischen Gazprom-Konzern haben, werden erfüllt.“ Was die Russen offensichtlich derzeit nicht täten, sei darüber hinaus substanzielle Mengen zu liefern. „Darüber gibt es große Diskussionen, ob sie das überhaupt können oder ob sie es nicht wollen.“ Da wolle er sich mit einer Beurteilung zurückhalten. Wie in Deutschland seien auch die Gasspeicher in Russland nicht so hoch gefüllt wie im Vorjahr. Für die Verknappung und die stark gestiegenen Preise gebe es neben der Lage der Speicher diverse Gründe. So sei die inländische Produktion in Europa zurückgegangen. Schiffe mit verflüssigtem Erdgas (LNG) würden häufig Asien ansteuern, etwa Japan und Korea, wo die Preise noch höher seien als in Europa.
Maubach äußerte sich auch zur Zukunft der Kohlekraftwerke Unipers in Russland. „Auch unser Russland-Geschäft muss zu der Dekarbonisierung beitragen. Wir werden unser russisches Geschäft nicht davon ausnehmen können“, betonte der Manager. Für Uniper gebe es diverse Möglichkeiten. So könnten die Erneuerbaren Energien ausgebaut oder die Kraftwerke modernisiert werden. „Wir können über einzelne Kraftwerke nachdenken, ob es dafür einen Käufer gibt. Wir können über die gesamten Kraftwerksblöcke nachdenken.“ Es stehe das ganze Portfolio von drinbleiben bis ganz rausgehen zur Verfügung. Zudem gebe es noch Möglichkeiten durch das Russland-Geschäft des finnischen Mutterkonzerns Fortum.
APA/ag