Iran will umgebauten Reaktor in Arak in Betrieb nehmen

4. Oktober 2021, Teheran/Berlin

Der Iran will den im Rahmen des internationalen Atomabkommens umgebauten Reaktor in Arak binnen eines Jahres wieder in Betrieb nehmen. Das sagte der Vorsitzende des Energieausschusses des iranischen Parlaments, Mustafa Nachai, am Sonntag nach Angaben der Nachrichtenagentur Fars. Der Chef des iranischen Atomprogramms, Mohammed Eslami, hatte Mitte September eine möglichst schnelle Wiederinbetriebnahme der Atomanlage zu Forschungszwecken gefordert.

Deutschland erteilt unterdessen neuen Bedingungen des Iran zur Wiederaufnahme der Atomgespräche eine Absage. Deutschland weise die Forderungen aus Teheran zurück, sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amts in Berlin am Montag. Er bezog sich dabei auf Äußerungen von Außenminister Hossein Amir-Abdollahian. Dieser hatte gefordert, dass die USA vor Wiederaufnahme der Gespräche als Zeichen des guten Willens eingefrorene iranische Vermögenswerte im Volumen von zehn Milliarden Dollar freigeben. Der Sprecher des Auswärtigen Amts betonte: „Wir fordern Iran auf, die Gespräche so schnell wie möglich wieder aufzunehmen.“ Es müsse dafür jetzt ein konkretes Datum geben. „Der Iran hält den Schlüssel selbst in der Hand.“

Im internationalen Atomabkommen von 2015 hatte Teheran zugesagt, den Schwerwasserreaktor in Arak so umzuwandeln, dass er kein hochangereichertes Plutonium mehr herstellen kann. Das Atomabkommen soll den Iran am Bau von Atomwaffen hindern. Unter anderem verpflichtete sich das Land, seine Kapazitäten für die Urananreicherung einzuschränken und regelmäßige Inspektionen seiner Nuklearanlagen zuzulassen. Im Gegenzug wurden internationale Sanktionen gegen den Iran aufgehoben.

2018 stiegen dann aber die USA unter Präsident Donald Trump einseitig aus dem Abkommen aus und verhängten erneut drastische Sanktionen. Danach zog sich Teheran ebenfalls schrittweise aus der Vereinbarung zurück. Der seit Jänner amtierende US-Präsident Joe Biden ist grundsätzlich zu einer Wiederbelebung der Vereinbarung bereit, macht aber zur Vorbedingung, dass sich Teheran wieder an seine darin eingegangenen Verpflichtungen hält.

In einem Bericht von 2016 hatte die für die Überwachung des Atomabkommens zuständige Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) erklärt, der Reaktorkern sei aus der Anlage in Arak entfernt und mit Beton ausgegossen worden, um ihn unbrauchbar zu machen.

Im April erklärte die Behörde dann, dass erste Tests am neuen Kern des IR-20-Reaktor im kalten Zustand in der ersten Hälfte des iranischen Jahres möglich seien. Dieses begann am 21. März. Nach Angaben des IAEA-Sprechers Behrouz Kamalvandi werden Reaktoren „in der Regel ein Jahr nach den Kalttests in Betrieb genommen“.

APA/ag