Containerschiff mit grünem Gas betankt

5. Oktober 2021


In der Branche der Reeder, die mit den Klimazielen ringt, gilt das als Premiere.

Zum ersten Mal ging am Mittwoch ein Containerfrachter mit synthetischem Erdgas (SNG), das zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien stammt, auf große Fahrt. Unter Beteiligung des Ersten Hamburger Bürgermeisters Peter Tschentscher und des Koordinators der Bundesregierung für die maritime Wirtschaft, Norbert Brackmann, nahm die „Elbblue“ in Brunsbüttel 20 Tonnen des klimaneutralen Treibstoffs auf, was für eine 20-stündige Fahrt ausreichen soll. Ziel des 2011 gebauten Frachters ist St. Petersburg.


Das für 1036 Standardcontainer (TEU) ausgelegte Schiff gehört der Reederei Elbdeich aus Drochtersen bei Stade, betrieben wird es vom Charterer Unifeeder, der den vergleichsweise kleinen Frachter für Zubringerdienste auf Nord- und Ostsee einsetzt.


Hergestellt wird der klimaneutrale Treibstoff auf einer Power-to-Gas-Anlage der Kiwi AG in Werlte bei Cloppenburg. Eigenen Angaben zufolge erzeugt sie seit Herbst 2013 per Windkraft eine Nennleistung von 6,3 Megawatt und damit bis zu 1300 Kubikmeter grünen Wasserstoff pro Stunde. Dieser wird in der Methanisierungsanlage mit CO2 versetzt, um synthetisches Methan zu produzieren.


Schiffsmotor wurde schon 2017 auf Gasantrieb umgerüstet
Den Schiffsmotor hatte MAN Energy Solutions – ebenfalls eine Premiere – schon 2017 auf Gasantrieb (LNG) umgerüstet. Die ursprünglich mit Schweröl betriebene Maschine kann seither alternativ auch flüssiges Gas als Treibstoff nutzen.


Angeliefert werden muss das Gas in Brunsbüttel per Tanklaster. Eine LNG-Schiffstankstelle an der Elbmündung ist zwar seit Jahren geplant, droht aber am Protest von Anwohnern und Umweltschützern zu scheitern. Der Augsburger MAN-Manager Stefan Eefting setzte am Mittwoch dagegen: „Heute zeigen wir, dass jedes für den LNG-Betrieb nachgerüstete Schiff auch mit grünen Kraftstoffen aus Power-to-X betrieben werden kann.“


Noch sei das klimaneutrale SNG drei- bis sechsmal so teuer wie übliches LNG-Flüssiggas, räumt man bei MAN Energy Solutions ein. Grund sei, dass SNG aktuell aus eher kleinen Versuchsanlagen stamme, weil große industrielle Anlagen fehlten.


Um ihren Ruf als „schwimmender Klimasünder“ abzustreifen, setzt die Schifffahrt zunehmend auf alternative Kraftstoffe. Marktführer Maersk bestellte vor wenigen Wochen die ersten acht Seecontainerschiffe, die mit kohlenstoffneutralem Methanol betrieben werden können. Auch Hapag-Lloyd bestellte im Juni sechs 23.500-TEU-Schiffe, die sich auf Gasantrieb umstellen lassen. Christoph Schlautmann

Handelsblatt

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