Öl und Kohle verteuern sich immer weiter. Der anhaltende Anstieg wird zum Konjunkturrisiko.
Der weltweite Preisanstieg bei fossilen Energieträgern nimmt weiter an Fahrt auf. Der US-Ölpreis West Texas Intermediate (WTI) kletterte erstmals seit 2014 über die Marke von 81 Dollar pro Barrel (rund 159 Liter); der nordeuropäische Referenzpreis für Brentöl legte am Montag zwischenzeitlich mehr als zwei Prozent auf rund 84 Dollar pro Barrel zu. Auch am Gasmarkt ist kaum Entspannung in Sicht: Der Erdgaspreis in Europa war vergangene Woche kurzzeitig auf ein Allzeithoch von knapp 160 Dollar pro Megawattstunde geschnellt. Mittlerweile hat er sich zwischen 80 und 90 Dollar je Megawattstunde eingependelt. Doch die Versorgungslage bleibt angespannt, die Schwankungen groß. Und am Markt für Kraftwerkskohle in China zeichnen sich ebenfalls neue Rekorde ab.
Die Rohstoffexperten der UBS sprechen von einem „perfekten Sturm“ an den Energiemärkten. Sie erwarte „Preisspitzen bei Gas und Kohle bis zum Ende des Jahres“, schreiben die Analysten in einer aktuellen Studie. Dabei liege der Fokus in den kommenden Wochen auf dem Wetter: „Ein überdurchschnittlich kalter Winter könnte die Preise erneut in die Höhe treiben“, heißt es weiter – mit möglichen Auswirkungen auf das Wachstum der Weltwirtschaft. Auch die Rohstoffexperten der Commerzbank erwarten weiter volatile Märkte: Sie warnen, die Erdgasspeicher in Europa seien unterdurchschnittlich gefüllt. „Die Heizsaison und damit die Phase des Lagerabbaus sind nur noch wenige Wochen entfernt.“ Dazu kämen Berichte über Stromrationierungen in China und Indien. Das schlage auf den Ölmarkt durch: „So dürfte es mit den Ölpreisen kurzfristig weiter nach oben gehen.“
Die Preisentwicklung der drei Energieträger hängt derzeit stärker zusammen als in der Vergangenheit. Die Preisexplosion bei Erdgas hat besonders in Asien einen Umstieg auf Heizöl und Kohle in der Stromproduktion ausgelöst. Die Preissteigerungen werden jedoch von einer Vielzahl gleichzeitig auftretender Faktoren ausgelöst: Die Coronakrise und die Energiewende haben die Förderung fossiler Energieträger reduziert. Gleichzeitig hat das rasante Wirtschaftswachstum nach der Pandemie einen Nachfrageboom ausgelöst. Hinzu kommen noch Wetterereignisse wie schwache Ausbeute der Windkraft, Überschwemmungen in China und ungewöhnliche Kälteperioden etwa in Texas. J. Blume
Handelsblatt