EZB-Vize: Banken dürfen Klimarisiken nicht unterschätzen

20. Oktober 2021, Wien/Frankfurt

EZB-Direktor Frank Elderson warnt die Banken in der Eurozone davor, die Risiken des voranschreitenden Klimawandels und die Auswirkungen auf ihre Geschäftstätigkeit zu unterschätzen. „Nur wenn verpflichtende Übergangspläne eingeführt werden, können die hehren Absichten der Banken für die nächsten 30 Jahre jetzt auch in konkrete Aktionspläne umgemünzt werden, sagte Elderson am Mittwochvormittag bei der Aufsichtskonferenz der Finanzmarktaufsicht (FMA) in Wien.

Es gehe darum langfristige Aktionspläne zu erarbeiten. „Es besteht kein Zweifel, dass uns die Zeit davonläuft, um die Klima- und Umweltkrise zu bewältigen“, sagte der EZB-Vize. „Die Banken können sich nicht mehr damit begnügen, ihre Absicht zu erklären, bis 2050 die Pariser Anforderungen zu erfüllen. Die Banken müssen „strukturelle Veränderungen in ihrer Geschäftspraxis vornehmen, um sicherzustellen, dass sie dieses Ziel tatsächlich erreichen“, so der EZB-Direktor. Elderson ist auch stellvertretender Vorsitzender der europäischen Bankenaufsicht (SSM).

Der EZB-Vize sieht die Finanzbranche noch nicht sonderlich gut auf Klima- und Umweltrisiken vorbereitet. Benchmarking-Ergebnisse würden darauf hindeuten, dass sich die europäischen Banken zum jetzigen Zeitpunkt möglicherweise nicht auf dem wirtschaftlichen Übergangspfad hin zur Kohlenstoffneutralität bis 2050 befinden würden. „Die Wahrscheinlichkeit, dass sie in den dreißig Jahren bis zum Ablauf der Pariser Frist mit einem plötzlichen Anstieg der aufsichtsrechtlichen Risiken konfrontiert werden, ist beträchtlich“, sagte Elderson.

Die EZB-Bankenaufsicht hat bereits einen Leitfaden für die Bankenbranche zu Klima- und Umweltrisiken erstellt. Im nächsten Jahr ist ein Banken-Stresstest mit Schwerpunkt Klimawandelrisiken geplant. Außerdem werde man eine „umfassende aufsichtliche Überprüfung der Praktiken der Banken bei der Einbeziehung von Klima- und Umweltrisiken in ihre Risikokonzepte durchführen“, so der EZB-Direktor.

APA