Von der Leyen: Gazprom reagierte nicht auf erhöhte Nachfrage

20. Oktober 2021, Straßburg
Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen - Strasbourg, APA/AFP/POOL

Der russische Energieriese Gazprom hat nach Angaben von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen zuletzt nicht auf die verstärkte Nachfrage aus der EU reagiert. „Während das Unternehmen Gazprom seine langfristigen Verträge mit uns eingehalten hat, hat es nicht wie in den Vorjahren auf eine höhere Nachfrage reagiert“, sagte sie am Mittwoch in Straßburg. Die ganze Welt sei vom Anstieg der Preise betroffen, aber es gebe „etwas Spezifisches“ in der europäischen Situation.

Zu möglichen Gründen der laut von der Leyen ausgebliebenen Reaktion auf die erhöhte Nachfrage aus der EU äußerte sie sich nicht. Kritiker des russischen Energieriesen vermuten, dass dieser damit versuchen könnte, eine rasche Inbetriebnahme der umstrittenen Ostseepipeline Nord Stream 2 zu erzwingen. Für die Leitung zwischen Russland und Deutschland steht bisher noch eine Genehmigung aus.

Russlands Präsident Wladimir Putin hatte zuletzt die Ansicht vertreten, Lieferungen über Nord Stream 2 würden zu einer Entspannung auf dem aufgeheizten Gasmarkt und zu einer Senkung der Preise führen. Auch Russland sei nicht an einem endlosen Anstieg der Energiepreise interessiert, sagte Putin am Mittwoch bei einer Videoschaltung mit Ministern. „Eine solche Situation kann letztendlich zu einem Rückgang der Nachfrage führen.“

Bereits Gazprom selbst hatte zuletzt die Vorwürfe des Westens, wonach es seine Marktmacht missbrauche, um seine Preise in die Höhe zu treiben, zurückgewiesen. Die Menge an geliefertem Gas sei allein nach Deutschland im Jahresvergleich um 28,2 Prozent gestiegen, so das Unternehmen am vergangenen Montag.

Die drastisch gestiegenen Energiepreise werden an diesem Donnerstag und Freitag Thema beim EU-Gipfel sein. Von der Leyen sagte, die aktuelle Situation zeige, dass Europa derzeitig zu abhängig von Gas und Gasimporten sei. „Wir importieren 90 Prozent des verbrauchten Gases. Und das macht uns verwundbar“, sagte sie. Verbessert werden könnte die Lage laut von der Leyen durch eine stärkere Diversifizierung der Lieferquellen und eine Beschleunigung des Übergangs zu sauberer Energie.

APA/dpa