Politischer Krieg um Gas

29. Oktober 2021, Brüssel

Gazprom soll laut Medienbericht politische Bedingungen an Preissenkung geknüpft haben.

Die Verhandlungen über neue Gaslieferungen mit Moldau seien keineswegs politischer Natur, sondern von rein wirtschaftlichem Interesse getrieben: In einem kurzen Statement wies Kreml-Sprecher Dimitrij Peskow am gestrigen Mittwoch einen Artikel der „Financial Times“ zurück. Die Zeitung hatte mit Verweis auf in die Gespräche eingebundene Personen berichtet, dass der russische Gazprom-Konzern der Regierung in Chisinau ein günstigeres Angebot gemacht hatte – für den Fall, dass diese ihren Freihandelsvertrag mit der EU justieren und mit Brüssel vereinbarte Energiemarktreformen verzögern möge.

Wegen der drastischen Erhöhung der Gaspreise hatte das von prowestlichen Kräften dominierte Parlament in Moldau am vergangenen Freitag den Notstand ausgerufen, der den Ankauf von Gas erleichtern soll. Mit Ende September war ein Liefervertrag mit dem russischen Gazprom-Konzern ausgelaufen und zunächst um einen Monat verlängert worden. Die Verhandlungen zwischen Chisinau und Moskau über einen neuen Vertrag führten bisher zu keinem Ergebnis: Moldau, das im vergangenen Jahr 148,87 US-Dollar je 1000 Kubikmeter Gas zahlte, hatte in seinen Verhandlungen Russland zuletzt um eine deutliche Preissenkung gebeten. Der russische Konzern forderte zudem, dass Moldau Schulden und damit verbundene Strafzahlungen von insgesamt 709 Millionen Dollar (610 Mio. Euro) begleichen müsse. Andernfalls würde Gazprom ab dem 1. Dezember kein Gas mehr nach Moldau liefern – es sei denn, die Ex-Sowjetrepublik beugt sich den russischen Forderungen.

Am vergangenen Montag schließlich kaufte Moldau eine Million Kubikmeter Erdgas in Polen – eine Premiere: Seit der staatlichen Unabhängigkeit hatte die Ex-Sowjetrepublik ihren Gasbedarf stets in Russland gedeckt. Nach einer offenen Ausschreibung des staatlichen, moldauischen Energiekonzerns Energocom, an der sich insgesamt sieben Anbieter beteiligt hatten, habe der polnische Erdgaskonzern PGNIG als günstigster Anbieter den Zuschlag bekommen, so eine Regierungssprecherin.

Die Presse

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