Heizen soll grüner werden

3. November 2021

Förderung. Die Bundesregierung fördert den Heizkessel-Umstieg mit einem Rekordbudget. Heizen mit Gas und Öl wird diesen Winter teuer.

Wien. Für alle, die mit Öl und Gas heizen, dürfte es ein teurer Winter werden. Der Gaspreis hat sich in Österreich seit dem Vorjahr mehr als verfünffacht. Auch Erdöl kostet heute mehr als das Doppelte als noch vor einem Jahr und nähert sich in großen Schritten der 100-Dollar-Grenze pro Barrel.

Die steigenden Preise bringen allmählich auch die heimischen Versorger unter Zugzwang. Ab November erhöhen die ersten Energiehändler ihre Gaspreise für Endkunden, weitere Anbieter könnten folgen. Die Preissteigerungen könnten letztlich mehr als ein Drittel aller österreichischen Haushalte betreffen. Derzeit heizen noch rund 500.000 Haushalte mit Öl-, knapp eine Million Haushalte mit Gasheizungen.

Wenn es nach Klimaschutzministerin Leonore Gewessler geht, soll sich das möglichst rasch ändern. „Damit uns der Kampf gegen die Klimakrise gelingt, müssen wir raus aus den fossilen Energieträgern Öl und Gas und rein in die klimafreundlichen Heizsysteme“, sagte die Ministerin am Donnerstag bei einer Pressekonferenz.
Aktuell sorgt das Heizen für rund zehn Prozent der österreichischen CO2-Emissionen – und das soll weniger werden. Das lässt sich die Bundesregierung einiges kosten: Bis 2025 fördert das Klimaschutzministerium den Umstieg auf saubere Heizkessel mit 1,9 Milliarden Euro. Allein für kommendes Jahr sind 590 Millionen budgetiert – „so viel wie noch nie“, wie Gewessler betont. Pro Heizkesseltausch wird die bisherige Bundesförderung ab Jänner 2022 von bis zu 5000 auf bis zu 7500 Euro angehoben. Für besonders einkommensschwache Haushalte gibt es zusätzliche Hilfen. Wird das Budget ausgeschöpft, könnten damit rund 70.000 Heizungen ausgetauscht werden.

Sondertopf für Altbauwohnungen

Zusätzlich gibt es erstmals einen eigenen Fördertopf für die thermische Sanierung von mehrgeschossigen Altbauten. 60 Millionen sind dafür 2022 veranschlagt. Eigentümer von Altbauwohnhäusern erhalten beim Umstieg Fördergelder für jede angeschlossene Wohneinheit. Bei einem unsanierten Wiener Gründerzeithaus mit 16 Wohnungen bekommt der Eigentümer im Fall einer Umstellung von einer Gasetagenheizung auf Fernwärme eine Bundesförderung von 40.000 Euro, rechnet die Ministerin vor. Dazu käme in Wien eine Landesförderung in Höhe von rund 16.000 Euro.

Besonders in der Bundeshauptstadt dürfte der Umstieg auf emissionsfreie Heizkessel zur Mammutaufgabe werden. Rund die Hälfte aller Gasheizungen befindet sich in Wien, Umbauten sind aufgrund der Wohnungsstruktur und Mietverhältnisse deutlich aufwendiger als in ländlichen Einfamilienhäusern. Für Wien Energie, den größten Energieanbieter des Landes, haben der Ausbau von Fernwärme und Geothermie sowie die Nutzung von Wärmepumpen in den kommenden Jahren höchste Priorität. Auf dem Weg, bis 2040 klimaneutral zu sein, sei der Wärmesektor aber die größte Herausforderung, so das Energieunternehmen.

Der aktuell hohe Strompreis macht ohnehin auch das Heizen mit den energieintensiven Wärmepumpen teurer – zumindest kurzfristig. Generell würden sich jene Haushalte, die ihre Heizsysteme schon auf alternative Heizsysteme umgestellt haben, aber einige Hundert Euro pro Jahr sparen. „Die Erneuerbaren sind deutlich günstiger als Öl und Gas, deren Verfügbarkeit zudem von russischen Oligarchen und saudischen Öl-Multis abhängig ist“, spielt Gewessler auch auf Europas fragilen Zugang zu Öl und Gas an.

Die Presse

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