Klimaschutz-Potenzial des Waldes in Österreich nicht voll genutzt

3. November 2021, Wien

Der Wald ist einer der wichtigsten Verbündeten im Kampf gegen die Klimakrise, da er einerseits Kohlenstoff aus der Atmosphäre speichern kann und andererseits die Biodiversität entscheidend fördert. Laut einer am Mittwoch von WWF und „Mutter Erde“ präsentierten Studie wird dieses Potenzial in Österreich durch die zu frühen Ernteeingriffe bei Wirtschaftswäldern aber nicht ausgeschöpft. Der WWF forderte die Verankerung der Klimaschutzfunktion der Wälder im Forstgesetz.

„Während Bäume in europäischen Urwäldern 300 bis 600 Jahre alt werden, wird die Entwicklung in Wirtschaftswäldern durch den Ernteeingriff bereits nach 80 bis 140 Jahren unterbrochen. Dabei steigen gerade in den Spätphasen des Waldzyklus sowohl die Biodiversität, als auch die Fähigkeit der Wälder, Kohlenstoff zu speichern, stark an“, erklärte Karin Enzenhofer, Waldexpertin des WWF, bei einer Pressekonferenz in Wien.

Derzeit liegt die durchschnittliche Holzmenge in österreichischen Wäldern bei etwa 350 Vorratsfestmetern pro Hektar – und damit dem WWF zufolge deutlich unter den 500 bis 700 Vorratsfestmetern, die sich in Ur- und Naturwäldern in Mitteleuropa finden. „Holzbiomasse kann jedoch nicht nur im Wald, sondern auch im Holzproduktepool gespeichert werden, also etwa in Gebäuden und Einrichtungsgegenständen. In einigen Ausnahmefällen kann Holz auch energetisch genutzt, also verbrannt werden, um fossile Energien zu ersetzen und damit helfen, Treibhausgase einzusparen“, erklärte Hanns Kirchmeir, Studienautor und Geschäftsführer des E.C.O Institut für Ökologie. Die erhöhte Speicherleistung stelle besonders in den nächsten Jahrzehnten während der Umstellung von fossilen auf erneuerbare Energien eine wichtige Zwischenlösung dar.

Die Studie empfiehlt, dass 30 Prozent der Waldfläche rasch gesetzlich geschützt und somit nur sehr nachhaltig bewirtschaftet werden dürfen – ein Drittel davon soll als Naturwälder nicht genützt werden. „Alte Naturwälder fördern die Speicherung von CO2 und gehören mit zu den artenreichsten Lebensräumen. Derzeit sind in Österreich aber nur ein Prozent der Waldfläche streng geschützt“, so Enzenhofer. Der WWF forderte daher die Verankerung der Klimaschutzfunktion der Wälder im Forstgesetz. Damit könnten Waldbesitzer und -besitzerinnen Förderungen dafür erhalten, „dass sie ihre Wälder ungestört und lange wachsen lassen und somit für ihre Mithilfe beim Klimaschutz belohnt werden“, so die Expertin.

APA