Die „Global Oil & Gas Exit List“-Studie, die am Donnerstag auf dem UN-Klimagipfel von der Umweltschutzorganisation Urgewald und Partner-NGO vorgestellt wird, zeigt zum heutigen Schwerpunktthema Energie auf, dass fossile Energie in Zukunft weiter boomen wird. In einer umfangreichen Datenbank wurden die Pläne von insgesamt 887 Öl- und Gaskonzerne unter die Lupe genommen. Fazit: „Über 95 Prozent der analysierten Unternehmen sind weiter auf Expansionskurs.“
Aus österreichischer Sicht findet sich auch der Mineralölkonzern OMV auf der Liste. Greenpeace kritisiert, dass der Öl- und Gaskonzern im Ranking Platz 65 von 887 belegt, mit jährlichen Ausgaben von durchschnittlich rund 175 Millionen US-Dollar (circa 151 Millionen Euro) für die Suche in Länder rund um den Globus von Neuseeland über Jemen bis hin zu Österreich. Greenpeace fordert daher die OMV auf, ihr Geschäfts mit Öl und Gas zu beenden „und den Weg in eine grüne Zukunft anzutreten“. „Die OMV muss endlich Verantwortung übernehmen, ihre Expansionspläne stoppen und eine echte Klimastrategie mit einem Ausstiegsdatum für Öl und Gas bis 2040 auf Tisch legen“, sagte Jasmin Duregger, Klima- und Energieexpertin bei Greenpeace in Österreich und aktuell bei der UN-Klimakonferenz in Glasgow.
Schon jetzt gilt laut Nils Bartsch von Urgewald, dass selbst ein illusionärer Ausstieg aus der Kohleverstromung nichts an der Misere ändern würde, dass die Pariser Klimaziele ziemlich unter Druck stehen: „Auch wenn die Kohlenutzung über Nacht auslaufen sollte, die CO2-Emissionen aus den bereits erschlossenen Öl- und Gasreserven würden das Kohlenstoffbudget für das 1,5-Grad-Ziel bald erschöpfen.“ Daher forderte Bartsch den sofortigen Stopp der Suche nach neuen Lagerstätten. Doch das Gegenteil ist der Fall, alleine in den vergangenen drei Jahren hätten Erdöl- und Erdgasunternehmen 168 Milliarden US-Dollar in die Suche nach weiteren Öl- und Gasressourcen investiert.
Unter Hinweis auf den „Emissions Gap Report“ des UN-Umweltprogramms UNEP erinnert die NGO daran, dass die Treibhausgasemissionen aus diesen beiden fossilen Energieträgern weiterhin rasch ansteigen und Erdgas in einigen Regionen aktuell bereits den größten Beitrag zu den CO2-Emissionen leistet. Der UNEP-Report ermittelt jährlich die Lücke zwischen prognostizierten Emissionen und jenen, die für eine Erreichung der Pariser Klimaziele notwendig sind.
Kritisiert wurde in diesem Kontext auch das boomende fossile Flüssiggas (LNG aka Liquefied Natural Gas). Hierbei handelt es sich um Erdgas, das bei Temperaturen von minus 162 Grad Celsius verflüssigt wird und damit einen Großteil seines Volumens verliert. Mit Spezialtankern transportiert wird es am Zielort wieder in den gasförmigen Zustand transformiert oder direkt als Treibstoff und Energieträger eingesetzt. Es wird dabei von einer Verdoppelung der weltweiten LNG-Terminalkapazitäten ausgegangen.
LNG sei jedoch besonders energieintensiv und Methanlecks würden während des gesamten Lebenszyklus eines Terminals auftreten. Fast die Hälfte der gesamten Treibhausgasemissionen von LNG entsteht laut der NGO bereits, bevor damit überhaupt Strom erzeugt werden könne: „Massive Investitionen in LNG und neue Gasanlagen blockieren den Übergang zu erneuerbaren Energien in ganz Asien“, stellte dazu Gerry Arances vom Philippine Center for Energy, Ecology and Development (CEED) fest.
APA/dpa