Klimaschützer ziehen eine verhaltene Halbzeitbilanz der Weltklimakonferenz COP26 in Glasgow. „Die Regierungen der größten Industrienationen (…) fallen mit großen Ansagen, aber wenig Tatkraft auf“, erklärte Sven Harmeling von der Hilfsorganisation Care. Die Umweltorganisation WWF begrüßte weitreichende Verpflichtungen der meisten Länder zum Schutz von Wäldern und anderen natürlichen Lebensräumen, forderte aber eine solidere Finanzierung von Schutzmaßnahmen.
„Die in Glasgow versammelten Regierungen haben in den letzten Tagen wichtige Verpflichtungen in Bezug auf Wälder und Landnutzung angekündigt“, erklärte Gavin Edwards vom WWF. Laut einem neuen Bericht der Organisation enthalten nun 92 Prozent der Klimaaktionspläne der Länder Maßnahmen gegen den Verlust von Natur. Im Juli waren es demnach noch 82 Prozent.
„Dies ist ein ermutigendes Zeichen dafür, dass mehr Länder die entscheidende Rolle naturbasierter Lösungen bei der Bewältigung der globalen Klimakrise erkennen“, erklärte er WWF. „Die Regierungen müssen nun neue und zusätzliche Finanzmittel für naturbasierte Lösungen bereitstellen.“
An der Finanzierung hapert es der Hilfsorganisation Care zufolge auch bei der Unterstützung ärmerer Länder im Kampf gegen den Klimawandel: „Zwar gab es zu Beginn der Woche zusätzliche Ankündigungen für mehr Klimafinanzierung an Entwicklungsländer, aber auch diese reichen nicht aus, um die versprochenen 100 Milliarden Euro bis spätestens 2022 zu erreichen“, erklärte Care.
Die Industriestaaten hatten sich bereits 2009 dazu verpflichtet, ab 2020 eine jährliche Gesamtsumme von 100 Milliarden Dollar für den Klimaschutz in ärmeren Ländern aufzubringen. Das Ziel wird jedoch verfehlt und auch ein späteres Erreichen der Zielmarke ist nicht gesichert. Das nicht eingelöste Versprechen belastet die Verhandlungen zur Umsetzung des Pariser Klimaabkommens.
„In der zweiten Woche der Klimakonferenz wird es nun unter anderem darum gehen, mit allen Regierungen konkrete Meilensteine und Maßnahmen bis 2023 zu vereinbaren“, erklärte Care weiter.
Die COP26 läuft bis zum 12. November. Vertreter von 197 Nationen verhandeln in Glasgow über die weitere Umsetzung des Pariser Klimaschutzabkommens von 2015. Das Abkommen sieht die Begrenzung der Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad, idealerweise 1,5 Grad, im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter vor. Experten und die UNO warnen aber, dass die Erde derzeit auf eine Erwärmung von 2,7 Grad in diesem Jahrhundert zusteuert.
APA/ag