Die Wien Energie hat sich in der Bundeshauptstadt auf die Suche nach erneuerbaren Wärmequellen gemacht – und ist in der Tiefe fündig geworden. Seit 2016 forscht das Unternehmen im Rahmen des Projekts „GeoTief Wien“ nach Geothermie-Ressourcen. Nun liegt ein umfassendes geologisches 3D-Modell vor, laut dem in rund 3.000 Metern Tiefe ein „vielsprechendes“ Heißwasservorkommen der Erschließung harrt.
2040 sollen rund 56 Prozent des Wärmebedarfs der Stadt über Fernwärme, der Rest im Wesentlichen über Wärmepumpen gedeckt werden, lautet das Ziel. Geothermie spiele dabei eine wichtige Rolle, hieß es in einer Aussendung am Mittwoch. Michael Strebl, der Vorsitzende der Wien-Energie-Geschäftsführung, zeigte sich überzeugt: „Unter Wien schlummert ein riesiges Wärmevorkommen. Dieses wollen wir in Zukunft für die Wärmeversorgung nutzen.“
Das dreidimensionale Modell, das unter anderem mittels Sensoren und Seismikmessungen erstellt wurde, hat eine Reihe von Detailerkenntnissen gebracht. Das Potenzialgebiet erstreckt sich demnach von der Donaustadt bis Simmering. In diesen Gebieten sieht die Wien Energie Chancen, die Heißwasservorkommen drei Kilometer unter der Erde nutzen zu können. Die Forschungen schätzen ein Potenzial von bis zu 120 Megawatt thermischer Leistung.
Im Zuge der Analysen und Interpretationen der Daten sei das Aderklaaer Konglomerat in den Fokus gerückt, hieß es. Bei dieser Gesteinsschicht handelt es sich geologisch um die miozäne Füllung des Wiener Beckens. Die Ablagerungen entstanden vor rund 20 Millionen Jahren. Bei einer Tiefe von rund 3.000 Metern sollte die Wassertemperatur in dem Konglomerat bei bis zu 100 Grad Celsius liegen, vermutet man.
Endgültige Gewissheit soll aber erst eine Erkundungsbohrung geben. Bevor der Beschluss zur Umsetzung einer Geothermie-Anlage fällt, werden bis zum Frühjahr 2022 parallel zu ersten Planungsschritten noch weitere Forschungsarbeiten durchgeführt, wurde betont.
An dem Projekt GeoTief Wien ist neben der Wien Energie unter anderem auch das AIT, die Geologische Bundesanstalt, die Montanuniversität Leoben, die Universitäten Wien und Salzburg oder auch die OMV beteiligt. „Das 3D-Modell vom Wiener Untergrund ist ein Paradebeispiel für interdisziplinäre Forschung. Gemeinsam arbeiten wir nachhaltig an einer klimaneutralen Energiezukunft“, betonte Wirtschafts- und Finanzstadtrat Peter Hanke (SPÖ).
APA