OMV-Raffinerie Schwechat heizt Flughafen mit Abwärme

1. Dezember 2021, Schwechat/Wien
Bisher wurde die Raffinerie-Abwärme in die Luft geblasen
 - Schwechat, APA/THEMENBILD

Die OMV-Raffinerie in Schwechat hat bisher einen Großteil der bei der Produktion entstehenden Abwärme ungenutzt an die Umwelt abgegeben. Ab dem kommenden Jahr soll damit über eine acht Kilometer lange Direktleitung der Flughafen-Standort mit Fernwärme versorgt werden. Durch den Ausbau des Fernwärme-Hubs Schwechat werde die OMV zusätzlich pro Jahr rund 120 GWh an Wärme liefern, sagte OMV-Chef Alfred Stern am Mittwoch bei einem Online-Pressegespräch.

Durch die CO2-neutrale Fernwärmeversorgung aus der Raffinerie werde der Wiener Flughafen seinen CO2-Ausstoß gegenüber 2012 um 85 Prozent reduziert haben, sagte Flughafen-Vorstand Günther Ofner. Ab 2023 werde der Flughafen seinen Betrieb CO2-neutral führen. „Das bedeutet, dass wir im Vergleich zu 2012 rund 60.000 Tonnen CO2 pro Jahr einsparen. Allein die Fernwärme-Komponente trägt mit rund 21.000 Tonnen CO2 pro Jahr hier am Standort zu dieser positiven Entwicklung bei.“ Auf dem Flughafen-Areal gibt es 150 Gebäude und rund 250 Unternehmen, die mit Fernwärme versorgt werden.

Ab April 2022 werde am Airport außerdem eine Photovoltaik-Großanlage in Betrieb gehen und rund 30 MW Photovoltaik-Strom erzeugen, „das ist etwa ein Drittel des Stromverbrauchs, den wir hier am Standort haben“, so Ofner.

Die Kosten des Fernwärme-Projekts wollte OMV-Chef Alfred Stern nicht beziffern, gefördert wird es vom Umweltministerium. Der Flughafen ist an dem Projekt nicht als Investor beteiligt. „Die Investitionen hat die OMV übernommen“, erklärte der Flughafen-Vorstand, „und die sind natürlich eingerechnet sozusagen auf die nächsten 30 Jahre in den Fernwärme-Bezug.“

Die OMV liefere jetzt schon rund 800 GWh pro Jahr ins Fernwärmenetz, sagte der OMV-Generaldirektor. Durch dieses Projekt kämen jetzt weitere 120 GWh dazu. Außerdem setze man sich intensiv mit dem Thema Sustainable Fuels auseinander.

Die Vorschläge der EU-Kommission sehen laut Ofner vor, dass ab 2025 zwei Prozent an nachhaltigen Treibstoffen beigemengt werden müssen und ab 2030 zehn Prozent. „Das muss an jedem Standort von den Lieferanten des Treibstoffes beigemengt werden und wird eine gesetzliche Verpflichtung sein.“ Ofner verwies darauf, dass im Übereinkommen für die neue deutsche Regierung festgehalten sei, die flugbezogenen Steuern und Abgaben, z.B. die Ticketsteuer, zweckgewidmet für die Förderung von alternativen Flugzeugtreibstoffen zu verwenden. „Das ist etwas, was wir uns auch für Österreich natürlich wünschen.“

Mit dem von Umwelt- und Verkehrsministerin Leonore Gewessler (Grüne) verkündeten Aus für den Lobau-Tunnel hat der Flughafen-Chef keine Freude. Eine unmittelbare Auswirkung auf den Flughafen habe die Entscheidung zwar nicht, aber die Verkehrsprobleme vor allem auf der Ostautobahn mit fast täglichen Staus würden dadurch ungelöst und die Misere noch viele Jahre bestehen bleiben.

Nach der Pandemie sei mit einer weiteren Verkehrszunahme vor allem aus dem Osten zu rechnen, die wirtschaftliche Verflechtung der Regionen Bratislava, Budapest und Österreich werde deutlich zunehmen und mehr Verkehr mit sich bringen. „Die Hoffnung, dass die Entlastung durch den Ausbau der Bahn kommt, wurde leider immer wieder nach hinten geschoben.“ Vor einigen Jahren sei die Götzendorfer Spange nach 20 Jahren Projektierung sang- und klanglos begraben worden. Erst Ex-Verkehrsminister Norbert Hofer (FPÖ) habe wieder das Projekt einer Anbindung von Bratislava über den Flughafen an den Hauptbahnof aufgenommen. An dem Projekt werde gearbeitet, bis zur Realisierung würden aber noch viele Jahre vergehen.

APA