Mit Fotovoltaik zur Energiewende

17. Dezember 2021

Sonnenkraft. Was es in Österreich braucht, um den Ausbau der Solarenergiekapazitäten bis 2030 ausreichend voranzutreiben Vera Immitzer Bundesverband PV Austria

Die österreichischen Klimaziele sind klar: Strom muss bis 2030 grün werden. Der Ausbau erneuerbarer Energien steht folglich ganz oben auf der Agenda, die von vielen mitgetragen und unterstützt wird. Vor allem aus der Branche selbst kommt Rückhalt und Engagement, denn: „Der Ausbau erneuerbarer Energien ist alternativlos! Für den Klimaschutz brauchen wir jede Kilowattstunde Strom aus nachhaltigen Quellen, die wir kriegen können“, wie Michael Strebl, Vorsitzender der Wien Energie-Geschäftsführung, betont. Dass der Umstieg eine Herausforderung für Stromanbieter, Netzbetreiber sowie Konsumenten bedeutet, ist Tatsache. Einer der Hoffnungsträger erneuerbarer Energien ist die Fotovoltaik – hier braucht es massive Ausbaukapazitäten, um die Klimaziele einhalten zu können.

Mammutaufgabe

Die dunklen Paneele zur Energiegewinnung werden im österreichischen Landschafts- und Stadtbild immer sichtbarer. Elf der 27 Terawattstunden, die in den kommenden Jahren bis 2030 zugebaut werden müssen, um den österreichischen Strombedarf durch im Inland erzeugte erneuerbare Energie zu decken, sollen aus Fotovoltaik-Anlagen stammen. An der momentanen Position gemessen, müsste der Bestand somit bis 2030 versechsfacht werden – keine leichte Aufgabe, wie auch Vera Immitzer, Geschäftsführerin des Bundesverbands Photovoltaic Austria, bestätigt: „Da diese Ausgangslage eher bescheiden ist, muss für die kommenden Jahre ein Ausbauturbo gestartet werden. Kurz um: Aktuell wird in Österreich alle elf Minuten eine Anlage montiert. Wir bräuchten aber alle drei Minuten eine neu errichtete Fotovoltaik-Anlage, um die Ausbauziele zu erreichen.“ Doch nicht nur der Ausbau der Anlangen selbst, sondern auch die „Weiterverarbeitung“ des Stroms muss möglich gemacht werden, um die Wende hin zur erneuerbaren Energie zu schaffen. Was in puncto Netzkapazität relevant ist, weiß Christoph Schuh, Unternehmenssprecher der APG: „Der Umstieg auf 100 Prozent Strom aus nachhaltigen Quellen bis 2030 ist eine energiewirtschaftliche, gesamtsystemische Mammutaufgabe. Wir benötigen in allen Bereichen des Stromsystems zusätzliche Kapazitäten und diese müssen synchron geschaffen werden. Daher ist es wichtig, dass zeitgleich zum Ausbau der Erneuerbaren gleichzeitig das Netz und die Speicherkapazitäten erweitert werden. Klar ist jedoch, dass ohne die zusätzliche Netzinfrastruktur die Energiewende in einer Sackgasse enden wird.“

Ein Balanceakt

Ein Kernaspekt, der erneuerbaren Energien wie Sonnenkraft und Windenergie eigen ist, ist ihre unterschiedliche respektive unberechenbare Verfügbarkeit. „Erneuerbare Energien haben die Eigenschaft, dass sie nicht zu jeder Tages- und Nachtzeit in gleichem Ausmaß verfügbar sind. An manchen Tagen mag es regnen und es geht viel Wind, dafür gibt es kaum Sonnenlicht. An anderen Tagen wiederum scheint die Sonne bei beinahe vollkommener Windstille. Wichtig ist, dass solche Ungleichgewichte in Zukunft ausgeglichen werden können“, erklärt Michael Strebl. Abgesehen davon braucht es vor allem eines, um die Wende hin zur nachhaltigen Gewinnung von Energie zu schaffen: Commitment. Was laut Immitzer fehlt, sind klare politische Rahmenbedingungen, die auch die österreichischen Bundesländer in die Pflicht nehmen, denn hier mangle es noch an Engagement für den Ausbau der Fotovoltaik: „Nur vereinzelt und viel zu langsam werden die Landesgesetze im Bereich der Genehmigungen und Verpflichtungen entstaubt und damit Fotovoltaik-fit gemacht“, stellt die CEO fest.

Platz da!

Was also in den kommenden Jahren vonnöten sein wird, ist gesellschaftlicher und politischer Wille, das Projekt mitzutragen. Dazu gehört auch, der Sonnenenergie genug Platz einzuräumen: Aktuell werden Fotovoltaik-Anlagen vor allem auf Gebäuden installiert, auf Dauer wird das jedoch nicht ausreichen. Um die geforderte Anzahl der Anlagen unterzubringen, müssten auch größere Freiflächen wie beispielsweise die Lärmschutzwände an Autobahnen und Parkplätze zur Stromerzeugung genutzt werden, heißt es vom Bundesverbands Photovoltaic Austria. Auch Strebl ist der Ansicht, dass mit der investierten Fläche der Erfolg des Umstiegs steht und fällt: „Durch die Errichtung von kleinen Fotovoltaik-Anlagen auf Dächern wird nicht genügend Solarenergie erzeugt werden können, um den Umbau des Energiesystems zu schaffen. Es ist daher dringend erforderlich auch Freiflächen für die Solarstromproduktion zu nutzen. Nur so kann uns die Energiewende gelingen!“ Obwohl die Technik hinter der nachhaltigen Energiegewinnung durch Fotovoltaik also ausgereift wäre, hapert es noch an der Umsetzungstaktik. Für die Zukunft gelten aber bereits klare Ziele, denen man sich verschrieben hat – um diese zu erreichen, muss ein breites Kollektiv mit der Branche kooperieren, damit das österreichweite Projekt Energiewende gestemmt werden kann. Schlussendlich, so der APG-Experte Christoph Schuh, muss „die Zeit der akademischen Planungs- und Zieldiskussionen vorbei sein. Wir müssen – jeder in seinem Verantwortungsbereich – vom Planen ins Tun kommen“ ,und das am besten so schnell wie möglich.
„Wir bräuchten alle drei Minuten eine neue PV- Anlage, um die Ausbauziele zu erreichen“

von Vera Immitzer

Kurier

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