Putin: Inbetriebnahme von Nord Stream würde Gaspreise senken

27. Dezember 2021, Moskau
Putin stellt sich klarerweise hinter die Pipeline
 - Moscow, APA/AFP/POOL/SPUTNIK

Eine Inbetriebnahme der umstrittenen Ostseepipeline Nord Stream 2 wäre nach Darstellung des russischen Präsidenten Wladimir Putin ein wirksames Mittel gegen den Anstieg der Gaspreise. „Die zusätzlichen Gaslieferungen an den europäischen Gasmarkt würden den Preis an der Börse, am Spotmarkt, mit Sicherheit senken“, sagte Putin der Nachrichtenagentur Ria zufolge am Freitag.

Zudem sei Polen mitverantwortlich für steigende Gaspreise, weil das Land Russland beim Betrieb des polnischen Abschnitts der Jamal-Pipeline ausgebootet habe, sagte Putin der Nachrichtenagentur Interfax zufolge.

An den Märkten steigen die Gaspreise auf immer neue Höhen. Der maßgebliche europäische Gaspreis hatte am Dienstag ein Rekordhoch erreicht und damit 800 Prozent über dem Kurs vom Jahresbeginn notiert.

Eine Genehmigung der russisch-deutschen Pipeline Nord Stream 2 durch Deutschland und die EU steht noch aus. Die Bundesnetzagentur hatte angekündigt, im ersten Halbjahr 2022 werde es noch keine Entscheidung geben. Die USA, Polen und die Ukraine wollen keine Inbetriebnahme der Leitung, die Russland direkt mit Deutschland durch die Ostsee verbindet. Bemängelt wird eine mögliche Abhängigkeit Deutschlands und Europas vom russischen Gas, auch vor dem Hintergrund des Konflikts Russlands mit der Ukraine. Politiker aus mehreren Ländern werfen Russland vor, wegen der politischen Konflikte Gaslieferungen nach Europa zu verzögern. Russland und der staatliche Gaslieferant Gazprom weisen dies zurück.

Ähnlich wie Putin drang am Freitag auch der russische Vizeministerpräsident Alexander Nowak auf eine rasche Inbetriebnahme von Nord Stream 2. „Meiner Meinung nach sind europäische Kunden sehr interessiert daran, dass das Projekt in Betrieb geht“, sagte Nowak dem Fernsehsender Rossija-24. Die Betreiberunternehmen könnten durch diese Pipeline im Rahmen langfristiger Verträge zusätzliches Gas liefern.

Am Donnerstag hatte Putin Deutschland als Verursacher steigender Gaspreise in Europa ausgemacht und Gazprom in Schutz genommen. Gazprom liefere derzeit nicht über die Jamal-Pipeline, weil deutsche und französische Unternehmen keine Bestellungen aufgegeben hätten, sagte Putin bei seiner Jahrespressekonferenz. Deutschland nutze die niedrigeren Preisen aus langfristigen Lieferverträgen, um das Gas mit Gewinn an Nachbarländer zu verkaufen.

APA/ag

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