Gazprom-Chef Miller: Nord Stream 2 ist startklar

30. Dezember 2021, Moskau
Gazprom rechnet mit Betriebserlaubnis für Ostsee-Pipeline
 - Moscow, APA/AFP

Die bisher nicht zertifizierte Gaspipeline Nord Stream 2 ist nach Angaben des russischen Energieriesen Gazprom startklar. Der zweite Strang sei vollständig mit technischem Gas befüllt, sagte Konzernchef Alexej Miller am Mittwoch der Agentur Interfax zufolge. Das Verfahren sei am Mittag abgeschlossen worden.

„Diese neue Leitung wird sicher dazu beitragen, die Preise auf dem europäischen Markt zu stabilisieren“, sagte Präsident Wladimir Putin mit Blick auf hohe Gaspreise. Sobald Deutschland den Betrieb freigebe, werde mehr Gas nach Europa fließen – und das senke die Preise auf dem europäischen Spotmarkt.

Gaslieferungen für den russischen Markt hätten zwar Vorrang, meinte Putin. „Russland hat aber die Möglichkeit, seine Gasexporte zu steigern.“ Die Gasspeicher in Europa sind Miller zufolge zu 44 Prozent gefüllt, in Deutschland zu 47 Prozent. Gazprom pumpt seit Tagen kein Gas mehr durch die russisch-europäische Leitung Jamal.

Nord Stream 2 soll unter Umgehung der Ukraine Gas von Russland nach Deutschland bringen. Die Ostsee-Pipeline wurde bereits vor Wochen fertiggestellt, ist aber noch nicht in Betrieb.

Russland rechnet mit einer Betriebserlaubnis in den nächsten sechs Monaten. Das Verfahren zur Zertifizierung der Röhren sollte gemäß den ihm bekannten Fristen in der ersten Jahreshälfte abgeschlossen sein, sagte der für Energiefragen zuständige russische Vize-Regierungschef Alexander Nowak der russischen Zeitung „RBK“.

„Wir glauben, dass dieses Projekt nicht zum Scheitern gebracht werden kann“, sagte Nowak. Es sei in Übereinstimmung mit allen gesetzlichen Anforderungen gebaut worden. „Es gab viele Widerstände.“

Das Projekt ist umstritten. Die US-Regierung kritisiert, Europa mache sich dadurch bei der Energieversorgung zu stark von Russland abhängig. Die finanzschwache Ukraine ist dringend auf die Milliardeneinnahmen aus den Durchleitungsgebühren für den Gastransit angewiesen und befürchtet nun hohe Einbußen.

APA/dpa