Ukrainischer Gas-Chef: Moskau will Gas-Transit ausschalten

17. Jänner 2022, München/Kiew
Ukraine fürchtet um Gastransit
 - Izmail, APA/AFP

Der Chef des ukrainischen Energiekonzerns Naftogaz, Jurij Witrenko, fürchtet, dass nach Inbetriebnahme der neuen Ostsee-Pipeline Nord Stream 2 kein russisches Gas mehr durch sein Land geleitet wird. Mit Blick auf den russischen Truppenaufmarsch an der Grenze sagte er der „Süddeutschen Zeitung“ (Montag), Kremlchef Wladimir Putin bereite eine militärische Invasion vor. „Und er will sicherstellen, dass dadurch keine negativen Folgen für den Handel mit Europa entstehen.“

„Wir sind zu 100 Prozent sicher, dass Nord Stream 2 den alleinigen Zweck hat, die Ukraine beim Gastransit auszuschalten“, sagte Witrenko.

Am Montag reist die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) inmitten der Krise zwischen Russland und der Ukraine zu Antrittsbesuchen nach Kiew und Moskau. Dabei wird auch Nord Stream 2 ein wichtiges Thema.

Der Staatskonzern Naftogaz betreibt das 38.000 Kilometer lange Gasnetz in der Ukraine, das bisher auch russisches Gas nach Mitteleuropa transportiert. Noch bis Ende 2024 verdient die finanziell klamme Ex-Sowjetrepublik jährlich umgerechnet über eine Milliarde Euro am Transit.

Moskaus Ziel sei es, diesen Transit auszuschalten, sagte Witrenko. Daran änderten auch Zusagen nichts, bestehende Transitverträge zu verlängern. Im Falle einer russischen Invasion werde es keine Leitungen mehr durch die Ukraine geben, sagte er. „Die ersten Bomben werden den Pipelines gelten.“

Nord Stream 2 ist fertiggestellt, aber noch nicht in Betrieb. Viele Verbündete Deutschlands befürchten, dass damit die Abhängigkeit von russischem Gas steigt.

Deutschlands Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hatte zuletzt betont, es handle sich ein kommerzielles, kein politisches Projekt. Dazu sagte Witrenko: „Die einzige ökonomische Logik ist, dass Putin die Ukraine für ihre proeuropäische Wahl bestrafen kann.“ Davon profitiere auch Deutschland, wo die Nord-Stream-Pipeline endet. „Für mich ist das, von einem moralischen Standpunkt, schwer zu akzeptieren.“

APA/dpa

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