Ausbau der Windkraft legte in Deutschland zu

20. Jänner 2022, Berlin

Der Ausbau der Windkraft an Land hat im Vorjahr in Deutschland zugelegt – das Tempo ist aber aus Sicht der Branche zu niedrig, um Klimaziele zu erreichen. Insgesamt wurden 484 Windenergieanlagen mit einer installierten Leistung von 1.925 Megawatt errichtet, wie der Bundesverband Windenergie sowie der Fachverband VDMA Power Systems am Donnerstag mitteilten.

Der sogenannte Bruttozubau erhöhte sich damit im Vergleich zum Vorjahr um 35 Prozent. Weil auch alte Anlagen stillgelegt wurden, lag der Nettozubau bei 1.692 Megawatt. Der Zubau befinde sich nach wie vor auf einem niedrigen Niveau, so die Verbände. Nach dem Einbruch 2019 habe es aber im zweiten Jahr in Folge Zuwächse gegeben. In Österreich betrug der Zubau netto rund 200 MW auf eine installierte Leistung von 3.300 MW Ende 2021.

Fast drei Viertel der neu installierten Leistung in Deutschland wurde 2021 in Niedersachsen, Brandenburg, Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein realisiert. Spitzenreiter mit jeweils 104 neuen Anlagen waren Niedersachsen und Brandenburg. Der geringste Zubau, abgesehen von den Stadtstaaten, erfolgte in Bayern, dem Saarland und Sachsen. Im flächenmäßig größten deutschen Bundesland Bayern kamen gerade einmal acht Windkraftanlagen dazu.

„Der Zubau steigt, allerdings nur regional und insgesamt mit zu geringem Tempo“, sagte Hermann Albers, Präsident des deutschen Bundesverbands Windenergie. Der aktuelle Zubau sei nicht ausreichend, sagte Dennis Rendschmidt, Geschäftsführer von VDMA Power Systems. Niedrige Ausbauvolumen führten mittelfristig auch zu Problemen bei der Versorgungssicherheit. Für das Gesamtjahr 2022 erwarten die Verbände einen Ausbau von 2,3 bis 2,7 Gigawatt. Die deutsche Regierung will den Ausbau beschleunigen.

Bayern wird im Streit über den Ausbau der Windkraft spätestens bis März Vorschläge vorlegen, wie die Kapazität trotz der umstrittenen Abstandsregelung hochgefahren werden kann. Darauf einigten sich Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) und der deutsche Klimaschutzminister Robert Habeck (Grüne) bei einem Treffen am Donnerstag in München. Die sogenannte 10-H-Regelung in Bayern besagt, dass Windräder einen Abstand vom mindestens Zehnfachen ihrer Höhe zur Wohnbebauung haben müssen. Habeck sieht diese Regelung als Haupthindernis für den stotternden Ausbau der Windkraft in Bayern. Söder hält andere Hindernisse für entscheidender.

Habeck sagte, der Ausbau der erneuerbaren Energien müsse deutschlandweit von einem „ökologischen Patriotismus“ getrieben sein. Man müsse bei der Windkraft den „Kreislauf nach unten“ beenden, wo jedes Bundesland versuche, der „größte Verhinderer“ zu sein. „Als Minister für Deutschland und Minister für Bayern werbe ich dafür, dass wir uns dem, was notwendig ist, stellen, zum Wohle der Menschen, der Gesellschaft und dann auch der Wirtschaft in Bayern“, fügte er hinzu.

„Wir sind bereit, über Ausnahmen zu reden“, sagte Söder. Grundsätzlich sei denkbar, die 10-H-Regelung etwa im Staatswald aufzuweichen. Auch beim Ersatz alter Anlagen durch modernere und leistungsfähigere, dem sogenannten Repowering, könne man sich Ausnahmen vorstellen, führte Söder aus. „Ob das dann reicht, müssen wir sehen“. Mit den Vorschlägen wolle Bayern aber auch Wünsche auf den Tisch legen, kündigte er an. Söder pochte auf einen Ausbau der Energieleitungen durch Deutschland. Dass die bayerische Abstandsregel nicht der entscheidende Faktor sei, könne man an der Situation in anderen Bundesländern wie Baden-Württemberg, Thüringen und Sachsen ablesen.

„Wir glauben, dass mehr geht, aber Wind ist nicht die Hauptmöglichkeit in Bayern“, sagte Söder. Schon jetzt würden 53 Prozent des Stroms in Bayern über erneuerbare Energien gewonnen. Eine Absage erteilte er der Forderung, zwei Prozent der Landesfläche für Windenergie zur Verfügung zu stellen. „Bei den zwei Prozent sind wir einfach skeptisch“, sagte Söder.

APA/dpa

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