2.000 Wasserstoff-Lkw sollen bis 2030 auf Österreichs Straßen fahren

24. Jänner 2022


Unternehmen legen Plan zur Dekarbonisierung des Schwerverkehrs vor und fordern staatliche Unterstützung

Frachttransport. Lastwägen, die mit Wasserstoff im Tank emissionsfrei über die Straße rollen, sollen künftig einen wichtigen Beitrag dazu leisten, um die Treibhausgasemissionen im Transportsektor zu senken. Davon überzeugt ist das 2021 gegründete Konsortium „H2 Mobility“, dem 11 Unternehmen angehören, u.a. OMV, die Fahrzeugentwickler AVL List sowie Magna, Post, REWE, Spar und Verbund. Gemeinsam mit dem Unternehmensberater Deloitte wurde am Donnerstag ein Plan vorgelegt, wie man bis 2030 rund 2.000 mit Wasserstoff betriebene Brennstoffzellen-Lkw auf Österreichs Straßen bringen könnte. Das Konsortium erhofft sich, dadurch konventionell angetriebene Lkw zu ersetzen und somit einen Beitrag zur Dekarbonisierung zu leisten. Der Frachtverkehr wächst, daher sei es gerade in diesem Bereich wichtig, klimafreundliche Technologien durchzusetzen. Außerdem soll ein neuer Wirtschaftszweig rund um Wasserstoff ausgebaut und sichergestellt werden, dass heimische Unternehmen dabei international wettbewerbsfähig sind. Wichtig ist, dass es sich dabei um „grünen“ Wasserstoff handelt, er also mit Strom aus erneuerbaren Energien und nicht aus der Umwandlung von Erdgas hergestellt wird.


Derzeit wird grüner Wasserstoff nur in kleinen Mengen hergestellt. Im ganzen Land gibt es nur zwei Handvoll Wasserstofftankstellen. Brennstoffzellen-Lkw gibt es nur von wenigen Herstellern. Das soll sich rasch ändern, wenn es nach H2 Mobility geht. Noch 2022 wollen die Unternehmen rund 65 Wasserstoff-Lkw anschaffen. Parallel sollen eigene Fahrzeuge entwickelt werden, z.B. ein „Austro H2 Truck“. Dazu gab und gibt es in Österreich schon Forschungsprojekte. Mehr Tankstellen sind freilich auch gefragt.


Kosten mittragen
Für all diese Vorhaben seien 420 bis 460 Millionen Euro an staatlicher Unterstützung notwendig, u.a. um 80 Prozent jener Kosten zu übernehmen, die Wasserstoff-Lkw mehr als Diesel-Lkw kosten. Bis 2025 sollen solcherart 500 Lkw angeschafft werden können, 2.000 Stück bis 2030 (immer noch weniger als 1 Prozent des Lkw-Gesamtbestandes). Man könne sich dadurch 475 Millionen Euro an Wertschöpfung im Land erwarten.


Ein Beispiel, wie es laufen kann, bringt die Spedition Gebrüder Weiss. Sie setzt in der Schweiz bereits einen Wasserstoff-Lkw ein, noch 2022 sollen zwei weitere Exemplare folgen. Die Fahrzeuge seien zuverlässig, können so schnell wie Diesel-Lkw betankt werden und haben vergleichbare Reichweiten.


Alexander Trattner, der Leiter des Grazer Wasserstoff-Forschungszentrums HyCentA, meint zum KURIER, dass der Plan realistisch klinge. Noch 2022 werden einige neue Erzeugungsanlagen für grünen Wasserstoff in Betrieb gehen. Diese Elektrolyseure, die Wasserstoff aus Wasser gewinnen, seien modular, ihre Kapazität könnte relativ einfach erweitert werden. Bei schweren Lkw seien Wasserstofftanks Batterien als Stromspeicher überlegen – wegen höherer Reichweite und geringerem Gewicht, aber auch wegen leichterem Recycling. Der vielleicht größte Vorteil sei, dass Strom aus erneuerbaren Quellen dadurch leichter gespeichert, über große Distanzen transportiert und saisonal übertragen werden kann.

Kurier

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