Wie Wien 2040 klimaneutral werden will

24. Jänner 2022

Öffis, Sonnenenergie und Zero Waste: Die Stadt Wien präsentierte am Freitag ihren Klimafahrplan. Dieser soll Ende Februar im Gemeinderat beschlossen werden. Kritik kommt vonseiten der Opposition.


Die Stadt Wien will bis 2040 klimaneutral werden – dieses Ziel, das auch dem österreichischen entspricht, hat Rot-Pink bereits im Arbeitsabkommen 2020 festgelegt. Den Weg dorthin hat die Koalition am Freitag im Rahmen ihrer Regierungsklausur in einen Fahrplan und die neue Smart-City-Rahmenstrategie gegossen. Im Gemeinderat am 23. Februar sollen die Pläne beschlossen werden.


Der Klimawandel gehöre zu den „wichtigsten Herausforderungen unserer Zeit“, sagte am Freitag Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ). Um die Stadt bis 2040 CO2-neutral zu machen, drehe man „an den großen Schrauben“.
Dafür brauche es entsprechende Klimaschutzmaßnahmen sowie Klimaanpassungsprojekte in allen Geschäftsbereichen der Stadt. Durch die Einigung auf den Fahrplan seien die Ziele nun auch verbindlich gemacht worden, betonte Vizebürgermeister Christoph Wiederkehr von den Neos. In die Erstellung seien Fachleute im Rahmen des Wiener Klimarats eingebunden worden.


Energie-Umstieg
Der Fahrplan sieht etwa den Ausbau erneuerbarer Energien vor: Bis 2025 soll die Produktion von Sonnenstrom verfünffacht werden, das kündigte Wiens roter Klimaschutzstadtrat Jürgen Czernohorszky bereits an. Neben Dach- und Fassadenflächen der Stadt sollen auch Flächen im öffentlichen und halböffentlichen Raum – wie Parkplätze, U-Bahn-Stationen und Bahnstrecken – für Photovoltaik genutzt werden.


Im Heiz- und Wärmebereich werden die größten Investitionen anstehen. Ab 2040 sind – gerade in der Stadt in Altbauten häufig eingesetzte – Gasthermen nicht mehr vorgesehen. Dann sollen 60 Prozent des Wärmebedarfs in Wien über die Fernwärme abgedeckt werden. Auch der Ausbau der Fernkälte ist geplant. Bis 2025 sollen 80 Millionen Euro in den Ausbau investiert werden. Aktuell wird ein „Fernkältering“ um den Ring errichtet.

Die CO2-Emissionen, die vom Verkehr erzeugt werden, sollen pro Kopf bis 2030 um 50 Prozent gesenkt werden, bis 2040 um 100 Prozent. Dabei soll in der Stadt vor allem der Öffi-Ausbau eine wichtige Rolle spielen. Aktuell etwa der Bau des Linienkreuzes U2/U5. Außerdem will man in Zukunft Carsharing und Wasserstoffantrieb ausbauen. Die ersten Wasserstoff-Testbusse fahren bereits – die ganze Öffi-Flotte soll CO2-neutral werden.


Ab 1. März startet zudem die flächendeckende Parkraumbewirtschaftung. Dann brauchen Anrainerinnen und Anrainer in allen Bezirken ein Pickerl. Die Kurzparkzonen und Tarife sollen bis dahin vereinheitlicht werden. Bisher wurden bereits 38.000 Anträge in den neuen Bezirken gestellt.


Allerdings: Auch nach Absage des Lobautunnels durch Klimaschutzministerin Leonore Gewessler (Grüne) hält die Stadt an der Stadtstraße fest. Die Umwandlung bestehender Straßen in Fußgängerzonen, die Reduktion von Fahrspuren oder Verbindungen kommen im Klimafahrplan ebenfalls nicht vor.

Das kritisierten auch die Grünen: „Mutige Projekte, die den Verkehr in Wien reduzieren würden, etwa eine verkehrsberuhigte Praterstraße und Reinprechtsdorfer Straße, wurden gestoppt, während rarer Grünraum wie in der Venediger Au verbaut wird“, hieß es in einer Aussendung.


Anpassung an Hitze
Mehr Begrünungen, Beschattungen und Wasser im öffentlichen Raum reduzieren an Hitzetagen die (gefühlte) Temperatur, weshalb das Programm „Raus aus dem Asphalt“ weitergeführt werden soll. Aber nicht nur die Pflanzung von einzelnen Bäumen plant die Stadt: Es sollen auch Waldflächen in der Nähe der aktuellen Stadterweiterungsgebiete geschaffen werden. Alle Bau- und Stadtentwicklungsvorhaben in Wien sollen auf Anpassungsmöglichkeiten an den Klimawandel geprüft werden.


Die Wiener ÖVP bezeichnete den Fahrplan al „Schritt in die richtige Richtung“, dem nun aber auch „Taten folgen“ müssten. Als in manchen Teilen unrealistisch bezeichneten die Freiheitlichen das Vorhaben.

Der Standard