Russland weist den Vorwurf, es könnte Gas- oder Öllieferungen im Ukraine-Konflikt als politische Waffe einsetzen, vehement zurück.
Die USA bereiten sich gemeinsam mit ihren Verbündeten auf eine mögliche Reduzierung russischer Gaslieferungen nach Europa im Falle einer Eskalation im Ukraine-Konflikt vor. „Wir arbeiten mit Ländern und Unternehmen auf der ganzen Welt zusammen, um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten und Preisschocks sowohl für die amerikanische Bevölkerung als auch die Weltwirtschaft abzufedern“, sagte ein hochrangiger US-Regierungsmitarbeiter am Dienstag in Washington.
„Wir sind in Gesprächen mit großen Erdgasproduzenten rund um den Globus, um deren Kapazität und Bereitschaft zur zeitweisen Erhöhung der Erdgasproduktion zu ermitteln und diese Mengen europäischen Abnehmern zuzuweisen“, sagte er.
Der Regierungsmitarbeiter verwies darauf, dass für mehrere Wochen Gas in Speichern in Europa gelagert sei. Die Bemühungen zielten darauf ab, im Fall einer Reduzierung oder eines Ausfalls russischer Lieferungen innerhalb von Tagen oder Wochen für Ersatz zu sorgen, nicht erst innerhalb von Monaten.
Ein weiterer US-Regierungsmitarbeiter verwies auf die schweren Konsequenzen für die russische Wirtschaft, sollte Moskau Gas- oder Öllieferungen in dem Konflikt instrumentalisieren. Russland benötige die Einnahmen aus dem Erdöl- und Erdgasexport mindestens so sehr wie Europa die Versorgung mit Energie. „Es handelt sich also nicht um einen asymmetrischen Vorteil für den russischen Präsidenten Wladimir Putin. Es ist eine gegenseitige Abhängigkeit.“
„Waren immer zuverlässig“
Die USA verdächtigen Russland immer wieder, Energie als Waffe einsetzen zu wollen. Der Kreml hat dagegen Befürchtungen zurückgewiesen, Russland könnte im Fall von Sanktionen den Gashahn zudrehen. „Russland hat in den schwierigsten Momenten der Konfrontation zwischen Ost und West seine Vertragsverpflichtungen tadellos erfüllt“, ließ der Kreml über seinen Sprecher Dmitri Peskow verlauten. „Es hat noch nie einen Grund gegeben, an der russischen Zuverlässigkeit zu zweifeln.“ Peskow wies Medienberichte, wonach in der Ukraine-Krise auch ein Gas-Lieferstopp drohen könnte, als „Hysterie“ und „Unterstellungen“.
Vorwürfe in Richtung Russland kamen am Dienstag auch einmal mehr aus Kiew. Der Chef des ukrainischen Pipeline-Betreibers Gas TSO, Sergiy Makogon, warnte vor einem weiteren Anstieg des Gaspreises, falls die umstrittene Ostsee-Pipeline Nord Stream 2 genehmigt werden und in Betrieb gehen sollte.
Aktuell seien die ukrainischen Pipelines trotz der hohen Preise in Europa nur zu 20 Prozent ausgelastet, sagte Makogon. Russland schicke „so wenig Gas wie möglich“. Die staatliche Gazprom bezahle für den Transit von 110 Millionen Kubikmetern pro Tag, transportiere aber nur 50 Millionen. „Das ergibt keinen Sinn, wenn die Gasproduktion in Russland gestiegen ist und die Nachfrage nach Gas in Europa sehr hoch ist“, sagte Makogon.
Wiener Zeitung