Taxonomie – Industrie: Erdgas „zurecht grün“

2. Feber 2022, Wien/EU-weit/Brüssel
IV-Präsident Georg Knill
 - Wien, APA/BKA

Für kontraproduktiv hält die Industriellenvereinigung (IV) Österreichs Kritik an der Taxonomie-Verordnung. Die EU-Kommission will Investitionen in Gas-und Atomkraftwerke unter Bedingungen als klimafreundlich einstufen, was in Wien für vehemente Kritik sorgt. Nicht jedoch bei der IV: Sie lobt ausdrücklich, dass Gas als „grün“ eingestuft wird. Erdgas sei eine sinnvolle Alternative und „zurecht grün“, so IV-Präsident Georg Knill. Zur Atomenergie schwieg sich die IV aus.

Die Industriellenvereinigung tritt dafür ein, nicht nur die CO2-Emissionen im Blick zu haben, sondern auch die Strompreise. „Die derzeit explodierenden Energiepreise machen überdeutlich, wie wichtig eine sichere, ausreichende Stromversorgung zu wettbewerbsfähigen Preisen ist“, sagte Knill. Ohne Erdgas würde die – für den Standort und damit Arbeitsplätze entscheidende – Energieversorgungssicherheit in den kommenden Jahren leichtfertig aufs Spiel gesetzt.

Die Energiewende könne nur mit einem realistischen Zugang und machbaren Rahmenbedingungen gelingen, so Knill. Der Ausbau erneuerbarer Energien sei richtig und wichtig. Allerdings brauche es für die volatile – vom Wetter abhängige – erneuerbare Stromerzeugung konventionelle, also fossile Energieträger. „Erdgas kommt hier in Österreich, wie in zahlreichen anderen EU-Mitgliedsstaaten nach wie vor eine entscheidende Rolle zu“, betonte Knill.

Erdgas zähle unter den fossilen Energieträgern zu den klimaschonendsten und sei für andere EU-Staaten eine sinnvolle Alternative zu Kohle, setzte der IV-Präsident Erdgas in Relation zu anderen klimaschädlichen Energiequellen. Investitionen in Gaskraftwerke zu erschweren oder schlechter zu stellen, wäre kontraproduktiv für die europäische Klimabilanz. „Die EU-Kommission hat daher völlig zurecht im vergangenen Jahr Erdgas als ‚grün‘ eingestuft. Für Österreich ist es entscheidend, dass diese Entscheidung aufrecht bleibt“, erklärte Knill.

Erdgas stößt beim Verbrennen tatsächlich weniger CO2 aus als Kohle oder Öl, allerdings gelangt durch Förderung und Lecks, etwa in Pipelines und Gasspeichern, Methan unverbrannt in die Atmosphäre und befeuert dort die Erderhitzung 28-mal so stark wie CO2. In den ersten 20 Jahren hat Methan in der Atmosphäre sogar eine rund 80 mal stärkere Treibhauswirkung als CO2.

Die Landwirtschaftskammer wiederum beklagte am Mittwoch „Bürokratie ohne jeglichen Mehrwert“, wie Ferdinand Lembacher, Generalsekretär der Landwirtschaftskammer (LK) Österreich es formulierte. Hintergrund ist, dass Waldbesitzer, um als „grün“ zu gelten, nachweisen und berechnen müssen, wie sich die Bewirtschaftung auf die Klimabilanz auswirkt.

APA

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