Was die Atomkraft Anlegern bietet

9. Feber 2022, Wien

Zertifikate. Die umstrittene Rückkehr der nuklearen Energiewirtschaft scheint in Europa beschlossen und befindet sich auch weltweit im Aufwind.

Kaum ein Thema sorgte zuletzt für so hitzige Debatten wie Europas Energiepolitik. Am 2. Februar wurden von der EU Gas und Atomkraft in die Taxonomie aufgenommen, die vorgibt, welche Investitionen als nachhaltig gelten. Mit solchen Geldern soll der Klimawandel eingebremst werden und bis 2050 Klimaneutralität in der Region erreicht werden.

Vor allem die Rückkehr der Atomkraft sorgt für Kontroverse. Frankreich möchte verstärkt darauf setzen. Schon jetzt deckt das Land 70 Prozent seiner Stromproduktion damit ab. Hierzulande wird sie abgelehnt. Auch in Deutschland kehrt man dieser Form der Energiegewinnung den Rücken. Mit Jahresende 2021 wurden drei der verbleibenden sechs Atomkraftwerke abgeschaltet. Die verbleibenden Meiler sollen noch heuer vom Netz genommen werden.
Zuletzt wurde die Debatte um Europas Energiezukunft aufgrund des Ukraine-Konflikts mit Russland um eine Facette reicher. Die Sorge vor einer Eskalation ist groß, zumal Russland ein wichtiger Gaslieferant ist. Sollte der Konflikt anschwellen, könnte sich auch die Inbetriebnahme der jüngst fertiggestellten Pipeline Nord Stream 2, die weiteres Gas nach Deutschland liefern soll, verzögern. Alternative Lösungen zur Energieversorgung werden deshalb gesucht.

Chinas baut neue Werke

Auch außerhalb Europas steht die Atomkraft wieder im Fokus, wobei die weltweit größten Atomstromproduzenten derzeit die USA und China sind. Bereits 2020 plante das Reich der Mitte laut Statista den Bau 44 neuer Atomkraftwerke, die in den kommenden acht bis zehn Jahren ans Netz gehen sollten. Damit steht das Land weltweit an der Spitze beim Neubau, gefolgt von Russland und Indien.

Doch woher kommt der Input für die Reaktoren — also das Uran? Zu den größten Förderländern zählen Australien, Kanada, Kasachstan, Russland und die USA. Auch in einigen afrikanischen Regionen gibt es größere Vorkommen. Die künftige Preiserwartung für Uran wird mittels Derivaten an den Rohstoffbörsen gehandelt. Dort kostete ein Kontrakt zuletzt 43 Dollar und notiert weit unter dem Hoch von 2007, als Rohstoffe allgemein boomten. Da kostete ein Kontrakt in der Spitze rund 140 Dollar. Auf Jahressicht hat der aktuelle Uranpreis dennoch beachtlich zugelegt: Vor einem Jahr lag die Notierung bei rund 27 Dollar. Anleger, die mit einer strahlenden Zukunft der Branche rechnen, können mit Indexzertifikaten auf Branchenaktien setzen. Ein solches Papier bietet etwa die Société Générale auf den Solactive Uranium Mining CNTR Index an (DE000SH02Q84). Darin sind 15 Unternehmen enthalten, die im Bereich der Urangewinnung und -verarbeitung tätig sind. Zu den größten Schwergewichten zählt Lotus Resources aus Australien. Das größte Asset der Firma ist der 65-prozentige Anteil am Kayelekera-Uranium-Projekt in Malawi, der weltweit viertgrößten Uranmine.

Zu den weiteren Indexmitgliedern zählt die australische Bannermann Energy, die Uran in Namibia fördert, sowie Fission Uranium. Die kanadische Firma hat sich auf die Uranexploration im Westen Kanadas spezialisiert.

Schwankungen möglich

Die Bank Vontobel hat das Vontobel Nuclear Energy Indexzertifikat (DE000VX5TNQ3) lanciert. Der Index umfasst 25 Unternehmen aus den Industrie- und Schwellenländern, die sich mit der Förderung von Uran oder der Atomenergie befassen. Dazu zählt Cameco aus Kanada. Der Konzern fördert Uran in Kanada, treibt aber auch Projekte in Australien voran und bietet Brennstoffdienstleistungen an. Weiteres Indexmitglied ist die südafrikanische Harmony Gold, die auch Uran fördert. Paladin Energy ist wiederum zweitgrößter Uranförderer Australiens.
Trotz der Wende bei der Atomenergie müssen Anleger bei solchen Investments auch mit hohen Schwankungen rechnen und das Währungsrisiko beachten.

Die Presse

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