Fahrplan Ökostrom-Projekt läuft jetzt an

11. Feber 2022, Region Wienerwald

Beitritt zur Energiegemeinschaft wurde in Neulengbach beschlossen. Weitere Kommunen sollen bald folgen

Photovoltaik wird ausgebaut

Neulengbach ist die erste Gemeinde, die der Energiegemeinschaft Elsbeere Wienerwald beitritt. „Das ist umweltpolitisch ein wichtiges Thema. Neulengbach wird hier eine Vorreiterrolle einnehmen“, ist Bürgermeister Jürgen Rummel überzeugt.

Die Stadt hat die Möglichkeit, aktiv an der Produktion, am Handel und am Verbrauch von regionalem Ökostrom teilzuhaben. Photovoltaik-Anlagen auf öffentlichen Gebäuden sollen erweitert und neu errichtet werden. So wird etwa die Anlage auf dem Bauhof-Dach ausgebaut. Der Strom, der dort produziert wird, soll für die Versorgung des Neulengbacher Rathauses verwendet werden.

Auch die anderen Gemeinden der Region will man ins Boot holen. Energie soll in der Region erzeugt und gemeinschaftlich genutzt werden. 35 bis 40 Prozent des Strombedarfs in der Region sollen langfristig mit Ökostrom aus Photovoltaik gedeckt werden.

Gestartet wird in den Gemeinden, in weiterer Folge sollen auch Private mitmachen können. Die Genossenschaft wurde wie berichtet bereits im Dezember gegründet.

„Wir regionalisieren die Energieversorgung und sparen Kosten. In der Energiegemeinschaft können wir über Preise und Energiemengen entscheiden“, erklärte Matthias Zawichowski, Manager der Klima- und Energiemodellregion Elsbeere Wienerwald. Er hat viel Vorarbeit zu dem Projekt geleistet und informierte die Gemeinderäte über die Rahmenbedingungen der Energiegemeinschaft, den Nutzen für die Gemeinde und die weitere Vorgangsweise. Großes Ziel bei dem Projekt sei die Schaffung von Preisstabilität, betonte Zawichowski.

Der erste Schritt ist also der Ausbau der gemeindeeigenen Photovoltaik-Anlagen. Energie soll eingespart werden, der Strompreis soll stabilisiert werden. „Das ist momentan sehr wichtig“, meinte Vizebürgermeister Paul Mühlbauer. Auch er hat sich mit dem Thema Energiegemeinschaft intensiv beschäftigt und eine Bachelorarbeit darüber geschrieben: „Das ist eine komplexe und neue Materie, der wir uns behutsam nähern.“ Deswegen starte man mit den Gemeinden. Erst in der zweiten Ausbaustufe ist die Öffnung der Energiegemeinschaft für private Anlagen vorgesehen, das soll 2023 passieren.

Grundsätzlich wird die Energiegemeinschaft von allen Fraktionen begrüßt, doch einige Gemeinderäte äußerten auch Bedenken, etwa puncto Liefersicherheit, Netzerhaltungskosten und Abrechnungen. Auch das Konstrukt der Genossenschaft wurde hinterfragt.

Komplexe Materie: Kritik an später Information

SPÖ-Stadtrat Christof Fischer hielt fest, dass seine Partei die Energiegemeinschaft voll unterstütze. Die Ziele seien hochgesteckt, die Materie sei komplex: „Man muss fast Experte sein. Bürgermeister sind in einer so komplexen Materie nicht Experten.“ In der Genossenschaft sollten auch Leute sitzen, die Experten sind, fordert Fischer. SPÖ-Gemeinderätin Julia Amplatz befürwortet das Modell, kritisierte aber die späte Information angesichts der komplexen Materie: „Man fühlt sich schon ein bissl überfahren.“ Wenn man es ernst meine mit dem Miteinander und mit dem Einbinden, dann müsse man das rechtzeitig machen.

Nach reger Diskussion wurde der Beitritt zur Energiegemeinschaft einstimmig beschlossen. „Das soll unser Startschuss für den regionalen Ökostrom sein“, so Jürgen Rummel.

Bis Mitte des Jahres sollen die umliegenden Gemeinden für den Beitritt zur Energiegemeinschaft gewonnen werden. Dann wird der Vorstand der Genossenschaft gewählt.
Am 1. Oktober soll der Vollbetrieb starten, Ende Oktober sollen die ersten Abrechnungen an die Gemeinden gehen.

NÖ Nachrichten

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