Habeck: Kohle oder Atom helfen nicht bei russischem Gasstopp

28. Feber 2022, Berlin/Moskau
Deutschlands Wirtschaftsminister Robert Habeck - Berlin, APA/AFP

Deutschlands Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hält eine Verlängerung der Laufzeiten von Kohle- oder Atomkraftwerken für ungeeignet, um Versorgungsengpässe durch eine etwaige Kürzung russischer Lieferungen auszugleichen. Gleichwohl prüfe sein Ministerium das, sagte er am Sonntag im ARD-„Bericht aus Berlin“. „Es gibt keine Denktabus.“

Deutschland könne für diesen Winter und den Sommer auf russisches Gas verzichten, für den nächsten Winter müsse die Einkaufsstrategie aber deutlich ausgeweitet werden. „Der wichtigste Schritt wäre dann natürlich, den Gashunger möglichst zu reduzieren“, sagte Habeck. Dafür werde zeitnah ein Plan vorgelegt werden.

Bei den Kohlekraftwerken sei die Situation die gleiche. Die Bundesregierung hat sich zum Ziel gesetzt, den für 2038 vereinbarten Kohleausstieg möglichst bereits 2030 zu schaffen. Wegen der Risikos, dass Russland seine Gaslieferungen reduzieren und damit die deutsche Energiewirtschaft treffen könnte, wird nun über eine Verlängerung diskutiert. „Länger laufen lassen, heißt längere Abhängigkeit von Steinkohle aus Russland“, erklärte Habeck. Oder Deutschland kaufe Kohle woanders, dann entstünde eine andere Abhängigkeit. Der Ausweg sei ein Ausstieg aus fossilen Energien.

Bei der gleich gelagerten Diskussion über eine Verlängerung für die letzten drei noch laufenden Atomkraftwerke habe die Vorprüfung seines Ministeriums ergeben, dass dies ebenfalls kein Ausweg wäre. „Ich würde das nicht ideologisch abwehren“, sagte Habeck. Aber: „Für den Winter 2022/23 würde uns die Atomkraft nicht helfen.“ Die Vorbereitungen für die anstehenden Abschaltungen seien so weit fortgeschritten, dass die AKW „nur unter höchsten Sicherheitsbedenken und möglicherweise mit noch nicht gesicherten Brennstoffzulieferungen“ weiter betrieben werden könnten. „Und das wollen wir sicher nicht.“

Habeck zeigte sich zuversichtlich, dass Russland seine Lieferverpflichtungen erfüllen wird, weil es auch die Einnahmen braucht. „Sollte Russland mutwillig diese Versorgungen kappen, dann ist die Entscheidung natürlich getroffen – dann werden die nie wieder aufgebaut werden. Ich denke, das weiß (Präsident Wladimir) Putin auch.“

APA/dpa

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