Entwarnung beim Gas: Haushaltskunden drohen keine Probleme

1. März 2022, Wien

Nur zehn Prozent des russischen Gases kommen über die Ukraine – Schäden an Leitungen merkt man erst mit zeitlicher Verzögerung

Selbst wenn der Krieg in der Ukraine zu einem Ausfall der russischen Gaslieferungen nach West- und Mitteleuropa führen sollte, werde es keine Probleme geben für Haushaltskunden in Österreich: Das betonte gestern die Leiterin der Gasabteilung in der Regulierungsbehörde E-Control, Carola Millgramm. Die Situation sei angespannt, aber man sei vorbereitet.

Auch nach dem russischen Angriff seien die Gaslieferungen nicht eingeschränkt. Käme es tatsächlich zu Einschränkungen, müssten der Öl- und Gaskonzern OMV sowie die Pipelinebetreiber dies dem Energieregulator sofort melden. Dabei handelt es sich um die Verbund-Tochter Gas Connect Austria und die Trans Austria Gasleitung.
„Von den Gasexporten, die Gazprom nach Europa liefert, gehen eigentlich nur noch zehn Prozent der Mengen über die Ukraine.“ Zwei Drittel der Mengen würden über Nord Stream 1 geliefert, das sei inzwischen die Hauptroute.

Keine Abhängigkeit von Ukraine

Für Österreich sei die Transitroute über die Ukraine immer noch wichtig, aber auch Österreich bekomme Gas teilweise schon über die Ostsee-Pipeline Nord Stream 1. „Das läuft dann über Deutschland und Tschechien und geht dann auch nach Baumgarten. Wir sind nicht mehr so hundertprozentig abhängig von dieser Ukraine-Route, wie es 2009 noch war.“ Wie viel Gas Österreich über die Ukraine bekomme, könne man nicht exakt sagen.
Und was, wenn es zu einem Leck in einer Gasleitung kommt? Eine Beschädigung merkt man laut Millgramm erst mit zeitlicher Verzögerung. Die Rohre seien auch große Speicher. Das sei der große Unterschied zum Strom: Hier bemerke man das Problem sofort.

Die Verträge kann Gazprom laut Millgramm auch im Fall einer Beschädigung erfüllen, weil es auch andere Transportrouten gebe: Einerseits die Jamal-Gasleitung durch Weißrussland und Polen, die aber in den vergangenen Monaten nicht genutzt worden sei. Andererseits gebe es die TurkStream im Südosten, die über Serbien nach Ungarn führe.

Wird Flüssiggas knapp?

Eine zusätzliche Gas-Bezugsquelle ist LNG, also verflüssigtes Gas, das in Tankern aus den USA, Katar oder Australien nach Europa transportiert wird. LNG wird aber weltweit stark nachgefragt: Zuletzt hatte der britische Öl- und Gaskonzern Shell davor gewarnt, dass auch LNG ab 2025 knapp werden könnte. Bisher seien nur Produktionskapazitäten von 400 Millionen Tonnen jährlich in Betrieb oder in Planung. Der Bedarf könnte bis 2040 auf 700 Millionen Tonnen steigen.

Über die stärksten Verbrauchsmomente sei man aktuell bereits hinweg, beruhigte Millgramm. Weite sich die Krise aus, müsse man aber sehen, wie sich die Situation für die Industrie darstelle.

Oberösterreichische Nachrichten

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