EU-Kommission stellte neuen Plan REpowerEU vor und erhöht Biomethanziele erneut signifikant

14. März 2022, Brüssel

Brüssel/Straßburg, 08.03.2022

Die Eckpunkte des neuen Plans REpowerEU der Europäischen Kommission für ein „gemeinsames europäisches Handeln für mehr erschwingliche, sichere und nachhaltige Energie“ und zur Lösung von Abhängigkeiten von Gasimporten aus Russland wurden in einer Pressekonferenz von Kommissionsvizepräsident Frans Timmermans und Energie Kommissarin Kadri Simson vorgestellt. Details der Initiative wurden in einem zugehörigen Kommunikationspapier der EU-Kommission (COMM) am selben Tag veröffentlicht.

Erklärtes Ziel ist es, 100 Mrd. m³ an Gasimporten aus Russland, und somit zwei Drittel der russischen Gasimporte bis Ende 2022 zu ersetzen. Eckpfeiler stellt neben der Diversifizierung der Versorgung und der Verringerung der Nachfrage die Steigerung der Erzeugung grüner Energie dar. Der European Green Deal sowie die Fit for 55 Vorschläge bilden eine passende Grundlage, um eine Energiewende herbeizuführen und zu beschleunigen und somit den Gasverbrauch um 30%, d.h. 100 Mrd. m³ , bis 2030 zu senken. Erneuerbare Gase, wie Biomethan und Wasserstoff, werden hierzu einen signifikanten Beitrag im europäischen Energiesystem leisten.

Der Vizepräsident der EU-Kommission, Frans Timmermans, fand in seiner Rede klare Worte: „Erneuerbare Energien geben uns die Freiheit, eine Energiequelle zu wählen, die sauber, billig und zuverlässig ist und uns gehört. […], erneuerbare Energien schaffen neue Arbeitsplätze hier in Europa.

Aufgrund der ausgereiften Technologie und der bereits teilweise erfolgten Integration von Biomethan in den Energiemarkt, konnten vor allem für die europaweite Biomethanproduktion sehr konkrete Ziele festgelegt werden, die schnell und sicher erreicht werden können.

Bis Jahresende 2022 werden 3 Mrd. m3 an Biomethanproduktion erwartet, um fossile Gase ersetzen zu können. Mit der Verdoppelung des Biomethan-Ziels, welches im Fit for 55 Paket festgelegt wurde, wird eine Biomethanproduktion von 35 Mrd. m3 bis 2030 erwartet. Die EU-Kommission setzt vor allem auf die Agrarpolitik, die Anreize für Landwirte schaffen soll, zu Energieerzeugern zu werden.

Timmermans stellte fest, dass die Biomethanproduktion zwar nicht von einem Tag auf den anderen ausgeweitet werden kann, jedoch ein erhebliches Potential für eine Produktionserhöhung vorhanden ist. Er betonte vor allem die Nutzung von landwirtschaftlichen Reststoffen, die rasch die erwarteten Biomethanmengen liefern können.

In Bezug auf die gasintensive Industrie der Mineraldüngerherstellung betonte Timmermans die Notwendigkeit einer nachhaltigen Produktion innerhalb der EU. Hierfür können organische Dünger aus dem Gärprodukt der Biogas-/Biomethanproduktion bereitgestellt werden.   

Einer Produktions- und Importsteigerung von erneuerbarem Wasserstoff wird ebenso ein wichtiger Beitrag in der Energiediversifizierung zugeschrieben. Die Ziele im Bereich Wasserstoff sind noch nicht zur Gänze konkretisiert. Es wird jedoch erwartet, dass 20 Millionen Tonnen Wasserstoff weitere 25-50 Mrd. m3 russisches Gas bis 2030 ersetzen könnten. Um die Nutzung von Wasserkraft zu beschleunigen, werden Initiativen wie der „Hydrogen Accelerator“ und das „Green Hydrogen Partnership“ sowie eine geeignete Infrastruktur entwickelt und gefördert, um allen Mitgliedstaaten Zugang zu erschwinglichem, erneuerbarem Wasserstoff zu bieten.

Zwölf Europäische Gas und Erneuerbare Gas Verbände (CEDEC, COGEN, EBA, ehi, ERGaR, EUGINE, eurogas, EU Turbines, Gas Naturally, GD4S, GIE, NGVA) begrüßen die Anerkennung des Beitrags von Biomethan zu den Klimazielen und der Versorgungssicherheit in einer gemeinsamen Pressemitteilung (Link). 2021 wurden verbindliche Ziele für 2030 in einem gemeinsamen Aufruf gefordert. Die Treibhausgasintensität des verbrauchten Gases soll dadurch verringert und die Nachfrage nach erneuerbaren Gasen erhöht werden.

Der Europäische Biogasverband (European Biogas Association, EBA) stellt klar, dass das Biomethanziel von 35 Mrd. m3 bis 2030 erreichbar ist und verlangt dieses in der europäischen Gesetzgebung (RED III) verbindlich zu verankern (Link Pressemitteilung).

Laut APA wurde Klimaschutzministerin Leonore Gewessler am 09. März von der österreichischen Branchenvertretung zugesichert, dass mittelfristig 20% der österreichischen Gasimporte mit Biogas/Biomethan abgedeckt werden können (Link Pressemitteilung des Kompost und Biogasverbandes).

Timmermans schloss seine Eröffnungsrede wie folgt: „RePowerEU ist unser Plan, die Abhängigkeit von russischem Gas zu durchbrechen und die Freiheit in unseren Energieentscheidungen zu erreichen.

Wir können es schaffen, und wir können es schnell schaffen.

Alles, was wir brauchen, ist der Mut und die Entschlossenheit, uns dorthin zu bringen. Wenn es jemals eine Zeit gab, dies zu tun, dann ist es jetzt.

Autorinnen: Stefanie Königsberger, Lena Mittermair, AGCS Gas Clearing and Settlement AG

Über AGCS: AGCS Gas Clearing and Settlement AG betreibt das Biomethan Register Austria seit 2012 und kommt damit ihrer Aufgabe aus dem Ökostromgesetz nach, schriftliche Bestätigungen mit einer eindeutigen Identifizierungskennung über in das Erdgasnetz eingespeiste Biomethanmengen monatlich auszustellen. Als neutrale Abwicklungsstelle und Bilanzgruppenkoordinatorin nimmt AGCS Gas Clearing and Settlement AG eine zentrale Position im österreichischen Energiemarkt ein und ist auch international durch EU-geförderte F&E-Projekte, sowie durch die kontinuierliche, proaktive Mitarbeit beim europäischen Verband ERGaR aisbl European Renewable Gas Registry, weitreichend vernetzt ERGaR ist eine internationale gemeinnützige Nichtregierungsorganisation und dient als ein Forum für die Zusammenarbeit von nationalen Registern für die Nachweisführung erneuerbarer Gase in Europa. Aktuell hat ERGaR 32 Mitglieder in 15 europäischen Ländern.

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