REpowerEU: Gemeinsames europäisches Handeln für mehr erschwingliche, sichere und nachhaltige Energie

14. März 2022, Brüssel

Brüssel/Straßburg, 08.03.2022

Die Eckpunkte des neuen Plans REpowerEU der Europäischen Kommission zur signifikanten Verringerung der Abhängigkeit Europas von Gasimporten aus Russland wurden in einer Pressekonferenz von EU-Kommissionsvizepräsident Frans Timmermans und EU-Energie Kommissarin Kadri Simson präsentiert. Details der Initiative in einem zugehörigen Kommunikationspapier der EU-Generaldirektion für Energie (COMM) mit dem Ziel des „gemeinsamen europäischen Handelns für mehr erschwingliche, sichere und nachhaltige Energie“ wurden am selben Tag vorgestellt.

In dieser Kommunikation der EU-Kommission werden neue Maßnahmen zur Steigerung der Erzeugung grüner Energie, der Diversifizierung der Versorgung und der Verringerung der Nachfrage behandelt. Der Schwerpunkt liegt klar auf Gas, das auch den Elektrizitätsmarkt erheblich beeinflusst. Mehr als 40% des gesamten EU-Gasverbrauchs stammt von Importen aus Russland. Zusätzlich werden 27% der Öl- und 46% der Kohleeinfuhren der EU aus Russland bezogen.

Die vollständige Umsetzung der Fit for 55 Vorschläge würde den Gasverbrauch um 30%, d.h. 100 Mrd. m3, bis 2030 senken. REpowerEU erhöht diese Ziele, um bis zum Jahresende 100 Mrd. m3 an Gasimporten aus Russland, und somit zwei Drittel der russischen Gasimporte, ersetzen zu können.

Timmermans beschreibt das Maßnahmenpaket REpowerEU aufbauend auf zwei Säulen: Erstens sollen Gaslieferungen diversifiziert werden und durch eine signifikante Erhöhung von erneuerbaren Gasmengen unterstützt werden. Zweitens muss die Energiewende, welche bereits durch das Fit for 55 Paket eingeleitet wurde, beschleunigt durchgeführt werden. Maßnahmen im Detail:

  1. Diversifizierung von Gaslieferungen und Erhöhung von erneuerbaren Gasmengen
  2. Erhöhte LNG- und Pipeline-Importe: 60 Mrd. m3 russisches Gas innerhalb der nächsten 12 Monate ersetzen
  3. Verdoppelung des Biomethan-Ziels von Fit for 55:
    1. weitere 18 Mrd. m3 ersetzen, somit 35 Mrd. m3 Biomethanproduktion bis 2030;
    1. 3 Mrd. m3 Biomethanproduktion bis Jahresende 2022;
    1. Nutzung der Agrarpolitik, um Landwirte dabei zu unterstützen, Energieerzeuger zu werden.
  4. Steigerung der Produktion und des Imports von erneuerbarem Wasserstoff:
    1. 20 Millionen Tonnen Wasserstoff können weitere 25-50 Mrd. m3 russisches Gas bis 2030 ersetzen.
    1. Um die Nutzung von Wasserkraft zu beschleunigen, wird eine geeignete Infrastruktur entwickelt und gefördert, um allen Mitgliedstaaten Zugang zu erschwinglichem erneuerbarem Wasserstoff zu bieten.
  5. Ersetzung von fossilem Gas durch erneuerbare Gase.
  6. Beschleunigung der Energiewende (Umsetzung Fit for 55)
  7. Installation von Millionen weiterer Photovoltaikmodule auf den Dächern von Häusern, Unternehmen und landwirtschaftlichen Betrieben. Bis Jahresende könnten fast 25% der derzeitigen Stromerzeugung in Europa aus Sonnenenergie stammen.
  8. Verdoppelung der Installationsrate von Wärmepumpen innerhalb der nächsten fünf Jahre.
  9. Beschleunigung der Genehmigungsverfahren, um On- und Offshore-Windkapazitäten auszubauen und groß angelegte Solarprojekte zu verwirklichen.

Der Gasinfrastruktur wird vor allem im Bereich der Speicherleistung ein wichtiger Beitrag zugeschrieben. Mit Oktober 2022 wird von der bestehenden Gasspeicherinfrastruktur verlangt, einen Füllstand von mindestes 90% zu erreichen. Für eine faire und intelligente Nutzung der bestehenden Infrastruktur wird eine EU-Gasspeicherpolitik sorgen.

Simson erklärte, dass verschiedene Szenarien von Lieferunterbrechungen analysiert wurden. Sie ging auch auf die Praxistauglichkeit der Energiewende ein: „Wir sind uns alle einig, dass Erschwinglichkeit, Nachhaltigkeit und Sicherheitsbedenken letztlich die gleiche Antwort haben: den Green Deal. Aber es wird nicht einfach sein, diese drei Ziele unter einen Hut zu bringen.“ Sie schloss ihre Eröffnungsrede mit dem Hinweis auf die Ankopplung des ukrainischen Stromnetzes an das europäische Festlandnetz, die so rasch wie möglich abzuschließen sei.

Autorinnen: Stefanie Königsberger, Lena Mittermair, AGCS Gas Clearing and Settlement AG

Über AGCS: AGCS Gas Clearing and Settlement AG betreibt als Bilanzgruppenkoordinatorin (BKO) die Verrechnungsstelle für das Verteilergebiet Ost. Die Aufgaben umfassen die Verwaltung der Bilanzgruppen in organisatorischer und abrechnungstechnischer Hinsicht sowie die Berechnung und Zuordnung der Ausgleichsenergie. Darüber hinaus betreibt AGCS die Wechselplattform und die damit verbundene Self-Storage Plattform, welche den Lieferantenwechsel in Österreich für Strom und Gas gleichermaßen unterstützen. AGCS Gas Clearing and Settlement AG betreibt das Biomethan Register Austria seit 2012 und kommt damit ihrer Aufgabe aus dem Ökostromgesetz nach, schriftliche Bestätigungen mit einer eindeutigen Identifizierungskennung über in das Erdgasnetz eingespeiste Biomethanmengen monatlich auszustellen. 

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