RWE sieht Unsicherheit durch Ukraine

15. März 2022, Essen
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Der deutsche Energiekonzern RWE geht derzeit davon aus, im laufenden Geschäftsjahr an das operative Ergebnis von 2021 anknüpfen zu können. RWE bestätigte am Dienstag die Mitte Februar erhöhte Prognose. Darin seien allerdings die „schwer abzuschätzenden“ Folgen des Ukraine-Kriegs nicht enthalten, teilte der Dax-Konzern bei der Vorlage seiner endgültigen Geschäftszahlen für 2021 mit. Die Aktie verlor im frühen Handel in einem schwachen Marktumfeld um rund 1,9 Prozent.

RWE hat keine Geschäftstätigkeiten in der Ukraine oder Russland. Jedoch könnten der weitere Verlauf des Kriegs, die Sanktionen gegen Russland und ihre Rückwirkungen auf die europäische Energieversorgung erhebliche Auswirkungen auf das Geschäft haben, teilte der Konzern mit. So könnte es dazu kommen, dass russische Rohstofflieferanten ihren Verpflichtungen nicht mehr nachkommen können und der Konzern die Rohstoffe dann zu hohen Preisen am Markt beschaffen muss. Außerdem sei nicht auszuschließen, dass Vertragspartner wegen der Sanktionen insolvent werden. Zudem sei zu berücksichtigen, dass bei einer Abschwächung des Wirtschaftswachstums auch die Stromnachfrage zurückgehen dürfte.

Der Konzern prüfe derzeit, ob bereits vom Netz genommene oder zur Stilllegung anstehende Kraftwerksblöcke aus Gründen der Versorgungssicherheit in eine Reserve übergeführt werden können. „Für RWE ist unstrittig, dass diese Maßnahmen nichts am grundsätzlichen Beschluss zum Kohleausstieg ändern“, sagte RWE-Chef Markus Krebber am Dienstag laut einer Mitteilung.

Die Prüfung bezieht sich demnach bei Braunkohlekraftwerken auf den zum Jahreswechsel stillgelegten 300-Megawatt-Block in Neurath, auf Kraftwerke, die in diesem Jahr vom Netz gehen sollen (1500 Megawatt) und auf die, die sich zurzeit in einer Sicherheitsbereitschaft befinden (900 Megawatt). Bei der Steinkohle geht es um das Ende 2020 stillgelegte Kraftwerk Westfalen mit einer Kapazität von 800 Megawatt. „Es ist an der Bundesregierung zu entscheiden, ob diese Blöcke temporär genutzt werden müssen und in welchem Umfang sie etwa zur Reduktion des Gasverbrauchs eingesetzt werden sollen“, sagte Krebber.

Nach derzeitigem Stand geht der Konzern davon aus, an das Ergebnis aus dem Vorjahr mindestens knapp herankommen zu können. Laut der Mitte Februar erhöhten Prognose für 2022 soll das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (bereinigtes Ebitda) 3,6 bis 4 Milliarden Euro erreichen. Der Beitrag des Kerngeschäfts soll sich auf 2,9 bis 3,3 Mrd. Euro belaufen. Das wäre in jedem Fall mehr als 2021. Zum Kerngeschäft zählen bei RWE der Energiehandel, die Segmente Off- und Onshore von Wind und Solar sowie Wasser, Biomasse und Gas.

Positive Effekte seien von der Inbetriebnahme neuer Windparks und Solaranlagen zu erwarten. Außerdem unterstellt der Versorger eine bessere Auslastung seiner Windparks. Außerhalb des Kerngeschäfts wird das Ergebnis hingegen wohl zurückgehen. Hier schlägt sich der Abbau von Erzeugungskapazitäten nieder, also beispielsweise der Schließung von Kraftwerken.

Im vergangenen Jahr hatte das schwache Windaufkommen auf das Ergebnis gedrückt. Der Energiehandel und höhere Ergebnisbeiträge aus der konventionellen Stromerzeugung waren hingegen deutlich angezogen. So konnte RWE die eigenen Erwartungen übertreffen. Das bereinigte operative Ergebnis betrug 2021 wie bereits bekannt 3,65 Mrd. Euro. Gut drei Viertel davon entfielen auf das Kerngeschäft. Ende Jänner hatte RWE bereits vorläufige Zahlen herausgegeben.

Das Management bestätigte, der Hauptversammlung eine Dividende von 0,90 Euro je Aktie vorschlagen zu wollen. Das gleiche Ziel besteht auch für 2022.

APA/dpa-AFX

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