Der deutsche Energiekonzern E.ON hat die Invasion Russlands in der Ukraine scharf verurteilt und geht auf Distanz zum russischen Gasriesen Gazprom. E.ON habe in seinem Portfolio Erdgasmengen, die der Konzern von europäischen Handelsgesellschaften von Gazprom eingekauft habe, sagte E.ON-Chef Leonhard Birnbaum am Mittwoch auf der Bilanzpressekonferenz in Essen. „Vor dem Hintergrund des Ukraine-Kriegs haben wir den Einkauf neuer Mengen von diesen Gesellschaften gestoppt.“
Deutschland müsse langfristig seine Energieabhängigkeit von Russland beenden. „Daran führt kein Weg vorbei“, sagte Birnbaum. Kurzfristig könne Deutschland aber nicht auf russisches Gas verzichten. Deshalb sei es gut, dass die deutsche Regierung Rufen standhalte, Gasimporte aus Russland kurzfristig zu stoppen. „Denn das würde Deutschland und Europa schwer treffen.“
Der frühere E.ON-Konzern und seine Vorgängergesellschaften wie E.ON Ruhrgas hatten über Jahrzehnte enge Beziehungen zu Russland. Für E.ON gehöre der russische Markt nunmehr aber nicht zu den Zielregionen, erklärte der Konzernchef. „Aber klar ist: Sollte es über einen mehr oder weniger langen Zeitraum zu einer physischen Verknappung der Energieimporte kommen, wird dies auch für uns Folgen haben.“ Die derzeitige Gemengelage mache die Geschäfte nicht einfacher. Als Bewertungsrisiko führt E.ON im Geschäftsbericht die Beteiligung an der Ostsee-Gaspipeline Nord Stream 1 an. Durch diese strömt bereits seit über zehn Jahren Gas. Nach dem vorläufigen Aus der Schwester-Pipeline Nord Stream 2 könnte auch Nord Stream 1 Ungemach durch Sanktionen des Westens gegen Russland drohen. Russlands Vize-Ministerpräsident Alexander Nowak hat bereits mit einem Stopp der Erdgasversorgung über diese Pipeline gedroht.
Im vergangenen Jahr kletterte das bereinigte Ebitda um eine Milliarde Euro auf 7,9 Mrd. Euro. Für 2022 erwartet E.ON allerdings einen Ergebnisrückgang auf 7,6 bis 7,8 Mrd. Euro. Die Aktionäre sollen für 2021 eine Dividende von 49 Cent je Aktie erhalten, um 2 Cent mehr als für das Jahr davor.
2021 legte E.ON vor allem im Geschäft mit Kundenlösungen zu, bei dem der Konzern vor allem von der Umstrukturierung des britischen Vertriebsgeschäfts profitierte. Zudem habe die Sparte Future Energy Home, die Solaranlagen und Batteriespeicher vertreibt, die Zahl der installierten Anlagen um ein Viertel auf 125.000 gesteigert. Die nicht mehr zum Kerngeschäft gehörenden Atomkraftwerke seien besonders hoch ausgelastet gewesen und profitierten von den gestiegenen Strompreisen.
E.ON-Chef Birnbaum bekräftigte die im Herbst des vergangenen Jahres aufgestellten Ergebnis- und Wachstumsziele. Für das Jahr 2026 werde für das Kerngeschäft ein bereinigtes Ebitda-Ziel von rund 7,8 Mrd. Euro angepeilt. Zudem will der Konzern von 2022 bis 2026 seine Geschäfte mit Investitionen von rund 27 Mrd. Euro ausbauen. Die bisherige Dividendenpolitik von bis zu fünf Prozent Dividendenwachstum pro Jahr wurde bis 2026 verlängert.
APA/ag