Das beschlossene Kohle-Embargo gegen Russland ist für Deutschland nach Ansicht des Ifo-Instituts „kurzfristig unangenehm, aber verkraftbar“. Das sagte Ifo-Forscherin Karen Pittel am Freitag unter Berufung auf die bisher bekannten Eckdaten zu den Kohlevorräten und den Möglichkeiten für den Ersatz der russischen Importe.
„Die Auswirkungen dürften im Vergleich zu einem Importstopp für russisches Erdgas wesentlich geringer ausfallen.“ Zudem geht sie davon aus, dass Preiserhöhungen durch das Embargo „eher kurzfristigen Charakter“ haben werden.
So könne beim Strom Steinkohle bei Bedarf durch Braunkohle ersetzt werden, was wiederum kurzfristig Mengen verfügbar mache, um Nachfrage in der Industrie zu decken, sagte Pittel. Zwar hätten die Importe aus Russland im vergangenen Jahr 57 Prozent der deutschen Steinkohle-Importe ausgemacht. „Aber es ist zu erwarten, dass dies zumindest im Laufe der kommenden Monate durch Einfuhren aus anderen Ländern ausgeglichen werden könnte“. Zu einer längerfristigen globalen Verknappung von Kohle käme es aufgrund des Embargos voraussichtlich nicht.
Russland werde versuchen, auf Abnehmer auszuweichen, die die Sanktionen nicht unterstützen, erwartet Pittel. Dann würden zwar einerseits die Auswirkungen auf die weltweiten Kohlepreise überschaubar bleiben – allerdings auch die Auswirkungen auf Russland. Daher – und wegen der geringen finanziellen Bedeutung – erscheine ein Embargo für Russland wenig bedrohlich.
Russische Kohle spielt hierzulande eine weniger wichtige Rolle als in Deutschland. Österreich hat voriges Jahr mengenmäßig 28 Prozent seiner Steinkohleimporte aus Russland bezogen, gemessen am Einfuhrwert war es ein Fünftel. Dabei handelte es sich um „schwarzes Gold“ für 103,6 Mio. Euro bzw. um 942.000 Tonnen der gesamten Kohleeinfuhrmenge von 3,34 Mio. t, geht aus vorläufigen Daten der Statistik Austria hervor.
APA/dpa